Berufliche Weiterbildung

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Mit Qualifizierung aus der Krise - Gewerkschaften fordern weitergehende Qualifizierungsoffensive

Das Mittel der Kurzarbeit hat sich in der derzeitigen Krise bewährt, Entlassungen konnten verhindert werden. Die Möglichkeit, während der Kurzarbeitsphasen die Belegschaften zu qualifizieren, wird derzeit von den Unternehmen aber nur unzureichend genutzt. Insofern bedarf es aus Sicht der Gewerkschaften einer weitreichenden Qualifizierungsoffensive. Die von der Landesregierung geplante Qualifizierungsoffensive greift aus Sicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zu kurz und ist zudem einseitig auf die Interessen der Arbeitgeberverbände, Kammern und Ministerien ausgerichtet. DGB-Landesvorsitzender Hartmut Tölle sagte: "Qualifizierung ist gerade angesichts der Wirtschaftskrise wichtiger denn je. Zusätzlich zum Instrument der Kurzarbeit brauchen wir weitergehende Maßnahmen, um die negativen Folgen für Unternehmen und Beschäftigte so gering wie möglich zu halten und uns für die Zukunft zu rüsten. Die Qualifizierungsoffensive des Landes geht uns nicht weit genug."

Die Gewerkschaften haben eigene Vorschläge, wie in Zeiten der Krise Arbeits- und Ausbildungsplätze gesichert und Fachkräfte qualifizieren werden sollen, in den Vorgesprächen mit Sozialpartnern und Regierungsvertretern zur Qualifizierungsoffensive eingebracht. Diese wurden offensichtlich aus ideologischen Gründen ignoriert, kritisiert Hartmut Meine, IG Metall-Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: "Die Qualifizierungsoffensive ist praxisfern, einseitig ausgerichtet und fällt hinter den bestehenden Qualifizierungstarifvertrag zurück. Sie enthält keinerlei verbindliche Aussagen.

Völlig unverständlich ist zudem, dass eine Qualifizierungsinitiative gestartet werden soll, ohne dass dafür finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Das macht sie zur Luftnummer. Ich fordere Herrn Rösler auf, seiner Aufgabe als Arbeitsminister gerecht zu werden und keine einseitige Politik für die Arbeitgeber zu betreiben."

Zum DGB-Konzept zählen folgende Forderungen:
  • Betriebsbedingte Entlassungen müssen grundsätzlich vermieden werden.

  • Ausreichend Studienplätze und qualifizierte Ausbildungsstellen, vor allem im dualen Bereich, müssen erhalten bzw. geschaffen werden. Unternehmen dürfen nicht nur die bestehenden Kapazitäten im dualen Ausbildungssystem aufrechterhalten, sondern müssen ihre Ausbildungsaktivitäten spürbar ausweiten.

  • Ausgebildete müssen durch Einstellung oder Übernahme in den Arbeitsprozess integriert werden. Unternehmen sollen jungen Menschen, die ihre Ausbildung bestanden haben, eine unbefristete Übernahme im erlernten Beruf anbieten. Die Übernahme nach der Ausbildung soll in begründeten Einzelfällen durch die Agenturen für Arbeit gefördert werden. Hierzu sollen die Partner Gespräche zur Entwicklung von Modellen aufnehmen.

  • In Zeiten der Krise müssen konkreten Maßnahmen zur Förderung der Qualifizierung in den Betrieben benannt werden. Dabei ist es sinnvoll, in Zeiten der Unterbeschäftigung und Kurzarbeit gezielte Qualifizierungsmaßnahmen in den Betrieben anzubieten. Über diesen Weg besteht für Betriebe die Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

  • Partner der Qualifizierungsoffensive sollen bei Qualifizierungsmaßnahmen ausschließlich mit Trägern zusammenarbeiten, die tarifgebunden sind oder eine den Qualifizierungsaufgaben angemessene Bezahlung in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen gewährleisten.

  • Besonders im naturwissenschaftlichen Bereich, aber auch im Bereich der Lehrkräfte an Universitäten und Schulen müssen erhebliche Qualifizierungsanstrengungen unternommen werden, um in Zukunft den Fachkräftebedarf zu decken. Dem vorhandenen Ingenieursmangel muss auch durch den Ausbau der dualen Studiengänge begegnet werden. Die Unternehmer müssen eine ausreichende Anzahl entsprechender betrieblicher Stellen anbieten und dieses Angebot mit betrieblichen Stipendien flankieren.

  • Von einer Qualifizierungsoffensive dürfen nach Auffassung der Gewerkschaften nur tarifgebundene Betriebe unter Beteiligung der Betriebs- und Personalräte profitieren.

  • Eine öffentliche Qualifizierungsoffensive muss finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Ein Arbeitsstab zur Koordinierung und Entwicklung von praxisnahen Modellen ist unerlässlich.

Quelle: Pressemeldung des DGB Niedersachsen, 25. Mai 2009


Schlagworte zu diesem Beitrag: Betriebliche Weiterbildung, Qualifizierung, Öffentliche Beschäftigungspolitik
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 26.05.2009

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 19.03.2024