Selbstständige in der Weiterbildung

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DozentInnen, Träger und anwesende PolitikerInnen sind sich einig:

Integration geht nicht zum Null-Tarif

Integrationskurse erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, aber ihre Finanzierung reicht bei weitem nicht aus für die engagierte und hochqualifizierte Arbeit, die von den DozentInnen und Kursträgern geleistet wird. Darin waren sich PodiumsteilnehmerInnen und Publikum der „Dortmunder Integrationskurs-Debatte“ am Freitag einig.

Im Interkulturellen Zentrum am Burgtor/Münsterstraße diskutierte ein hochkarätig besetztes Podium, moderiert von Winfried Fechner, bekannt als WDR-Redakteur.

Dem etwa 40-köpfigen meist fachkundigen Publikum wurde von Elisabeth Schmoeckel-Saglam vom Netzwerk der DaZ-DozentInnen vorgerechnet, dass der Verdienst der zumeist freiberuflich tätigen Deutsch-DozentInnen bei etwa 9 € netto liegt und viele Betroffene dadurch mit 25 Stunden Unterricht pro Woche zu Empfängern von ergänzendem Hartz-IV Geld werden, da Vor- und Nachbereitung nicht honoriert werden.

Urheber dieser katastrophalen Situation ist der Gesetzgeber, denn für die Durchführung der seit 2005 vom Zuwanderungsgesetz geregelten Integrationskurse wurde ein Gebührensatz von lediglich 2,35 € je Teilnehmer-Stunde verbindlich festgelegt.

„Als Kenner von Privatschulen schaudert es mich bei so einem Stundensatz, mit dem neben dem Personal auch Mieten, Ausstattung, Versicherungen usw. bezahlt werden müssen. Wie schaffen Sie das eigentlich?“ fragte Daniel Poznanski stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP die Trägervertreter, ohne eine befriedigende Antwort zu bekommen. Denn die Schulen können den anfallenden hohen Aufwand an Verwaltungs- , Qualifizierungs- und Beratungsleistungen nur durch Engagement über die bezahlte Arbeitszeit hinaus und oft nur durch Querfinanzierungen aus anderen Arbeitsbereichen leisten, erläuterte Thomas Wild, vom Projekt Deutsch Lernen, der die Träger vertrat.

Kein Wunder also, dass Festanstellungen für die DozentInnen praktisch nicht möglich sind. „Wir sind sehr an gesicherten Arbeitsverhältnissen interessiert,“ betonte Thomas Wild, „denn wir wollen unsere qualifizierten DozentInnen, die gute Arbeit leisten auch entsprechend honorieren. Aber die finanzielle Ausstattung lässt das nicht zu.“

Ulla Burchardt, Bundestagsabgeordnete der SPD sagte zu, sich in einem ersten Schritt für einen Stundensatz von 2,96 € einsetzen zu wollen, der eine Bezahlung der DozentInnen zumindest auf Sozialarbeiter-Niveau ermöglichen würde. „Die dazu notwendigen 22,2 Millionen € im Bundeshaushalt sind – ehrlich gesagt – Peanuts!“ erklärte sie. Auch müsse es darum gehen, sowohl Festanstellungen wie Honorartätigkeit zu ermöglichen, damit eine höhere Arbeitsplatzsicherheit mit der gleichzeitig notwendigen Flexibilität für die Schulen erreicht wird. In einem zweiten Schritt hält sie die vom Netzwerk der DozentInnen und der GEW geforderte Angleichung der Entgelte auf das Niveau der im öffentlichen Schuldienst tätigen KollegInnen für erstrebenswert. Dafür wären gut 4,00 € pro Teilnehmer und Stunde nötig.

Als “organisierte Verantwortungslosigkeit” bezeichnete es Markus Kurt, dass Träger und DozentInnen zusätzlich in die Zwickmühle aus erzwungener Honorartätigkeit und Scheinselbstständigkeit geraten und kündigte an, in diesem Punkt initiativ werden zu wollen. „Die generelle Unterstellung von Scheinselbstständigkeit ist Scheinheiligkeit“, so bezeichnete Levent Arslan diese Situation. Für die Stadt Dortmund schätzte er den sozialen Wert der Integrationskurse als sehr hoch ein.

„Machen Sie weiter mit Ihrem engagierten Einsatz für die Integration von Deutschen und Zuwanderern, und mischen Sie sich laut in die Debatte um Ihre Arbeitsbedingungen ein!“ riet Moderator Winfried Fechner am Ende den Organisatoren sowie dem Publikum, das sich ebenfalls sehr rege mit vielen Beiträgen an der Veranstaltung beteiligt hatte. Alle TeilnehmerInnen erwarten, dass das Thema im Bundestag von den Parlamentariern im Licht der vorgebrachten Argumente neu aufgegriffen wird.



Quelle: Pressemitteilung Projekt Deutsch Lernen, Dortmund


Schlagworte zu diesem Beitrag: Honorar, Freiberufler/Selbstständige, Integrationskurse
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 20.10.2011

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 29.03.2024