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GEW macht sich für "Sonderprogramm Weiterbildung" stark

Benachteiligte Gruppen gezielt fördern

Erfurt , 24.04.2005. Für ein "Sonderprogramm Weiterbildung" hat sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stark gemacht. Das Programm müsse zwischen Bundesagentur für Arbeit (BA), Bund, Ländern und Kommunen abgestimmt sein. Insbesondere Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen, Arbeitslose, alleinerziehende Frauen, Einwanderer und junge Menschen unter 25 Jahren sollten gezielt gefördert werden. "Diese Gruppen haben auf dem Arbeitsmarkt immer weniger Chancen und werden ins soziale Abseits geschoben. Sie brauchen Qualifikationsangebote, die langfristig und auf Nachhaltigkeit angelegt sind", sagte GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange am Sonntag auf dem Gewerkschaftstag in Erfurt.

Auf den Weiterbildungsbereich kämen verstärkt wichtige Aufgaben zu: Alphabetisierung, Nachholen von Bildungsabschlüssen sowie Sprach- und Integrationskurse für Einwanderer lauten die Stichworte. Zusätzlich forderte Stange die BA auf, ihre Förderstrategie zu korrigieren. "Die BA muss ihr Hauptaugenmerk wieder auf die Risikogruppen richten: Diese Menschen brauchen Bildungsangebote, in denen sie grundlegende Qualifikationen erwerben. Mit einer Schnellbleiche ist dieses Ziel nicht zu erreichen. So werden lediglich die Statistik bereinigt und der Haushalt saniert", sagte die Gewerkschafterin.
Die berufliche Weiterbildung dürfe "nicht länger vor die Wand gefahren" werden. Seit Januar 2003 sei die Zahl der Teilnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen um 60 Prozent zurückgegangen. "Für die Weiterbildungsbranche ist das eine Katastrophe. Bis zu 40.000 Weiterbildner sind bereits arbeitslos, andere werden bei drastisch sinkenden Löhnen in prekäre Beschäftigungsverhältnisse gezwungen", beleuchtetet Stange die Folgen der neuen BA-Strategie.
Die GEW-Vorsitzende verlangte ein deutliches Bekenntnis zur Finanzierung der Weiterbildung auch aus Steuermitteln. "Die Expertenkommission zur 'Finanzierung Lebenslangen Lernens' hat im Sommer ein zu Unrecht viel zu wenig beachtetes Gutachten vorgelegt. Es wird Zeit, das Konzept wieder aus der Schublade zu holen", betonte sie. Die Wissenschaftler hatten ein Erwachsenenförderungsgesetz als erste Stufe eines Bildungsförderungsgesetzes vorgeschlagen. "Wir brauchen ein ?Bafög für Erwachsene'. Nicht nur Gutbetuchte haben ein Recht auf lebenslanges Lernen", sagte die Gewerkschafterin. Nur so könne ein System der "zweiten Chance" aufgebaut werden, das das Nachholen von Schul-, Hochschul- und Berufsabschlüssen ermöglicht.
Speziell für Jugendliche ohne Arbeit und Ausbildung schlug Stange ein Maßnahmenbündel vor. So solle etwa die Berufsausbildungsvorbereitung reformiert werden. Dabei müssten handlungs- und praxisorientierte Lernformen mit sozialpädagogischer Betreuung und Lebenshilfe unter einen Hut gebracht werden. "Aber nicht alle Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz dürfen einfach in Maßnahmen der Berufsvorbereitung abgeschoben werden. Sie benötigen zusätzlich betriebliche, außerbetriebliche und vollzeitschulische Ausbildungsangebote", betonte die GEW-Chefin. Die berufsbildenden Schulen sollten ihr Stütz- und Förderangebot beispielsweise auch in allgemein bildenden Fächern ausweiten. Nur so seien Defizite der jungen Menschen etwa in den Grundkompetenzen Lesen und Mathematik zu beheben.
"Kein Fordern ohne Fördern: Arbeitsagenturen, ARGEN (Arbeitsgemeinschaften aus Arbeitsagentur und Kommunen) und Kommunen müssen endlich ihre Arbeitsfähigkeit sicher stellen. Es ist ein Stück aus dem Tollhaus, dass intern um Kompetenzen gestritten wird und sich keiner um die jungen Menschen kümmert, die unter die neuen Hartz IV-Regelungen fallen", unterstrich Stange. Spätestens nach drei Monaten müsse jedem jungen Menschen wie von der Bundesregierung bei der Umsetzung von Hartz IV versprochen ein Angebot gemacht werden. "Das Abschieben in Ein-Euro-Jobs ist keine Lösung."

Quelle: bildungsklick.de

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 04.05.2005