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Zahl der Teilnehmer/innen an Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung bei der Bundesagentur für Arbeit sinkt unter 100000

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) geht für das Jahr von durchschnittlich 97000 TeilnehmerInnen an Maßnahmen der beruflichen Fortbildung aus (siehe Mitteilungen 3/2005). Diese Annahme scheint sich jetzt zu bestätigen. Im Juli waren mit 99 448 TeilnehmerInnen erstmals weniger als 100000 Erwerbslose in der beruflichen Fortbildung registriert. Das bedeutet einen Rückgang von 39,7% gegenüber dem Juli 2004 und 56,1% gegenüber dem Juli 2003. Fällt die Zahl bis zum Jahresende tatsächlich auf ca. 70000 TeilnehmerInnen, hätte die BA in 3 Jahren mehr als ¾ oder 77,2% der Maßnahmen abgebaut.


Auch die Zahl der Neueintritte ist in 2005 drastisch zurückgegangen. Mit 51989 lag sie um 51,6% unter dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Da für das gesamte Jahr 2005 mit maximal 70000 Neueintritten geplant wird, würde sich die Lage im zweiten Halbjahr weiter drastisch verschlechtern. Es wäre dann mit einem Rückgang in 2005 von mehr als 60% bei den Neueintritten auszugehen. (Aktuelle Informationen erhalten Sie auf der Statistikseite der Homepage der BA unter der Rubrik Service von A bis Z/Statistik/Gesamtangebot.)

Die meisten Neueintritte finden gegenwärtig bei kurzfristigen Maßnahmen statt. So waren im Zeitraum von Januar bis April 2005 mehr als 2/3 aller Neueintritte in Maßnahmen von 1 Monat bis 6 Monate zu verzeichnen, lediglich 1188 Neueintritte oder 5,1% betrafen Maßnahmen von 12 Monate bis 24 Monate (Maßnahmen im Bereich SGB III).


Umschulungen werden zum Auslaufmodell der Förderung. In der Debatte über die Wirksamkeit von Umschulungen erklärt die BA: „Die Untersuchungen über die kumulierten Effekte selbst nach der Maximaldauer von 7 Jahren zeigen, dass für kurze und längere FuU-Maßnahmen im Westen positive kumulierte Effekte nachweisbar sind, nicht aber für Umschulungen (West). Umschulungen haben zwar stichtagsbezogen betrachtet langfristig den größten positiven Effekt, jedoch ist deren negativer Anfangseffekt zu groß, als dass er über diesen langen Zeitraum kompensiert werden kann. Kürzere Fortbildungen schneiden am besten ab.“ (Beratungsunterlage 110/2005 des Verwaltungsrat der BA) Umschulungen verbessern zwar langfristig die Beschäftigungschancen, aber die ersten 2 Jahre sind die TeilnehmerInnen wegen der Teilnahme an der Umschulung nicht bereit, diese abzubrechen und eine andere Tätigkeit aufzunehmen. Rechnet man wie die BA dieses Zeit mit, dann wird das Ergebnis eben negativ.

Die Änderung der Geschäftspolitik hinterlässt deutliche Spuren in den Ausgabebereichen der BA


Die Ausgaben für berufliche Weiterbildung nahmen vom 1. Quartal 2004 – 2. Quartal 2005 um 56% ab, die für Trainingsmaßnahmen um 53,6%. Neben der drastischen Senkung infolge der Reduzierung der TeilnehmerInnenzahl wirkt sich hier die bereits ausführlich kritisierte neue „Einkaufspolitik“ der BA für Bildungsmaßnahmen aus. Inzwischen werden Stundenentgelte gezahlt, die nicht mehr als Ergebnis einer ordentlichen kaufmännischen Kalkulation bezeichnet werden können.

Im Quartalsbericht der BA liest sich das so:

„Die Arbeitsagenturen haben ihre „Stellschrauben“ zur Reduzierung der Kosten je geförderter Integration genutzt: Die Förderdauern bei Neubewilligungen lagen deutlich unter Vorjahresniveau, die Höhe der Förderung wurde auf das notwendige Mindestmaß begrenzt. Gleichzeitig stieg die Verbleibsquote, also der Anteil der Maßnahmeabsolventen, die sechs Monate nach dem Ende der Maßnahme nicht arbeitslos gemeldet waren.

Im Jahr 2004 sanken die durchschnittlichen Kosten je geförderter Integration gegenüber dem Jahr zuvor um 2.498 € auf 12.383 € (–16,8 %). Diese Reduzierung der durchschnittlichen Kosten ergab bei mehr als 202.000 geförderten Integrationen im Jahr 2004 eine Ersparnis von über 505 Mio. €.“


Der Rückgang der Förderung bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) lagen im gleichen Zeitraum mit 76,9% und die für Strukturanpassungsmaßnahmen mit (SAM) mit 62% noch höher. Wer wie die FDP meint, mit der Forderung nach Abschaffung dieser Maßnahmen den Etat der BA wirksam senken zu können, scheint die aktuellen Zahlen nicht zur Kenntnis zu nehmen. Neben der Senkung der TeilnehmerInnenzahl wurde auch hier kräftig an jeder einzelnen Maßnahme gespart. „Die durchschnittlichen Kosten je Marktersatz (z. b. ABM) sanken gegenüber dem Jahr 2003 um 2324 Euro (-13,9%) auf 14.359 Euro.“

Langsam aber sicher verabschiedet sich die BA aus der aktiven Arbeitsmarktpolitik.

Quelle: Eigenbericht netzwerk-weiterbildung.

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Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 30.04.2006