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Weiterbildung

Koalition plant Bildungssparen

Unternehmen sparen ein und verbitten sich staatliche Regelungen.

GL) Die künftige Koalition will die Weiterbildung mittelfristig zur vierten Säule des Bildungssystems machen. Zur Finanzierung wird an ein "Bildungssparen" gedacht mit einem geänderten Vermögensbildungsgesetz. Und die Koalitionäre ermuntern die Tarifparteien zur Einrichtung von Bildungszeitkonten unter Einbeziehung eines gesetzlichen Insolvenzschutzes.

Der neue OECD-Bericht stellt Deutschland in Sachen Weiterbildung ein schlechtes Zeugnis aus, wie jüngst der Informationsdienst Böckler-Impuls schrieb. Danach haben sich 2003 nur 15 Prozent der Beschäftigten in Deutschland im engeren beruflichen Sinne weitergebildet.



Vor wenigen Monaten hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wegen sich ändernder beruflicher Anforderungen für "vermehrte Weiterbildung im Laufe des Erwerbslebens" plädiert. Und das DIW beklagt, dass die Weiterbildungsbranche, abgesehen von der geförderten Weiterbildung für Arbeitslose (SGB III), zu wenig entwickelt sei. Dabei plädiert DIW-Forscher Karl Brenke für Weiterbildungstarifverträge sowie die Einbeziehung von Arbeitszeitkonten für Fortbildungszeiten.

Bei den Tarifparteien ist die Weiterbildung zwar als dringendes Handlungsfeld angekommen. Doch gehen die Lösungswege weit auseinander, so dass ohne politische Rahmenbedingungen wenig Fortschritte zu erwarten sind. Die Gewerkschaften verweisen auf die Expertenkommission der Bundesregierung für die Finanzierung des lebenslangen Lernens. Und die hat eindeutig eine Unterfinanzierung in der Weiterbildung diagnostiziert. Dabei bringen die Arbeitnehmer beträchtliche Mittel selbst auf.

In den Unternehmen ist die Weiterbildung im Sinkflug begriffen, bestätigen Betriebs- und Personalräte. So sind die betrieblichen Weiterbildungsetats von 1998 von 17,5 bis 2001 auf 16,9 Mrd. Euro geschrumpft. "Neun von zehn Unternehmen wollen in die Weiterbildung ihrer Belegschaft investieren", verkündete im September DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Doch Weiterbildung sei Unternehmenssache. Bei gesetzlichen Auflagen in der Weiterbildung würden die Unternehmen "scharf reagieren". "ver.di sieht konkreten Handlungsbedarf und holt gemeinsam mit der Industriegewerkschaft Metall Betriebs- und Personalräte Ende Januar zu einer Fachtagung nach Berlin. Dabei geht es um Reformschritte wie um eine Weiterbildungsoffensive.

Weiterbildung

"Mehr und bessere Weiterbildung für alle - das ist die neue soziale Frage." Unter diesem Thema veranstalten IG Metall und ver.di vom 30. bis 31. Januar 2006 in Berlin eine gemeinsame Fachtagung für Betriebs- und Personalräte. Informationen über die Tagung erhalten Sie auf der Seite Überregionale Termine.

Quelle ver.di NEWS vom 17.11.2005

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 30.04.2006