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Bildung wieder an die Spitze der Reformen stellen

Bildung ist beides: Voraussetzung für persönliche Entfaltung und Grundlage für den Wettbewerb in der Wissens- und Informationsgesellschaft. Die in Sonntagsreden beschworene Priorität für eine Politik, die in den quantitativen wie in qualitativen Dimensionen den gestiegenen Anforderungen an Persönlichkeitsbildung, Berufsausbildung und lebensbegleitendem Lernen gerecht werden will, muss deshalb endlich durch Alltagshandeln abgearbeitet werden. Der DGB fordert, dass Bildung endlich wieder an die Spitze gesellschaftlicher Reformbemühungen gestellt wird. Wir brauchen eine Offensive für mehr Ausbildung: Es ist Zeit zu handeln.

Öffentliche Verantwortung für Bildung

Das Recht auf Bildung ist wesentlicher Bestandteil einer sozialstaatlich orientierten Demokratie. Die politischen Verantwortungsträger Bund, Länder und Gemeinden ziehen daraus nicht oder nur unzureichend die notwendigen Konsequenzen. Die Gewerkschaften werden sich mit diesem Misstand nicht abfinden, sondern engagieren sich auf allen Handlungsebenen der Politik für neue Bildungsreformen. Jede Investition in Bildung ist eine Investition in die gesellschaftliche Zukunft. Das muss nicht zuletzt für die öffentlichen Haushalte Konsequenzen haben. Um das Recht auf Bildung zu verwirklichen, reicht es nicht aus, die Infrastruktur für das Pflichtschulsystem bereitzustellen. Vorschulische Bildung, berufliche Erstausbildung und hochschulische Ausbildung, berufliche, kulturelle und politische Weiterbildung unterliegen ebenfalls der gesellschaftlichen Verantwortung und öffentlichen Kontrolle. Private Angebote sollen die öffentlichen Wege ergänzen, können sie keinesfalls ersetzen.

Bildung ist gesellschaftliche Aufgabe mit öffentlicher Verantwortung und erheblichen volkswirtschaftlichen Auswirkungen. Der Staat muss deshalb sicherstellen, dass alle Menschen Zugang zur Bildung haben. Dazu bedarf es eines hochentwickelten Bildungssystems und besonderer Maßnahmen zur Beseitigung geschlechtsspezifischer, sozialer, regionaler oder ethnischer Benachteiligungen. Der Zugang zur Bildung darf weder von der individuellen finanziellen Situation abhängen, noch vom Geschlecht. Benachteiligungen im Bildungssystem insgesamt und vor allen Dingen an den „Schwellen“ zwischen den einzelnen Bildungsabschnitten bestehen nämlich weiter: Soziale Herkunft entscheidet nicht unwesentlich über die Zuweisung zu Schultypen. Es gibt nur eine ungenügende Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen. Mädchen erreichen im Verhältnis mehr und bessere Schulabschlüsse, aber weniger berufsqualifizierende. Auch dadurch wird lebenslange Benachteiligung im Erwerbsleben zementiert.

Es bleibt aber auch eine stetige Aufgabe aller Bildungsakteure, bei Jugendlichen und Erwachsenen für mehr persönliches Bildungsengagement zu werben und die Zukunftsbedeutung heraus zu stellen. In diesem Sinne sind Betriebs- und Personalräte, JAVen und Gewerkschaften auch gefordert, die Zusammenhänge von Bildung und Beschäftigung, lebensbegleitendem Lernen und gesellschaftlicher Teilhabe in ihrer Arbeit zu berücksichtigen und öffentlich zu machen.

Offensive für mehr Ausbildung: es ist Zeit zu handeln

Das duale Ausbildungssystem wird durch fehlende betriebliche Ausbildungsplätze ausgehöhlt, das zweite große Standbein der Ausbildung – die Hochschulausbildung – krankt an der Überlast der Hochschulen, obwohl auch im internationalen Vergleich zuwenig Hochschulabschlüsse erreicht werden. Die Ausbildungspolitik verwaltet den Mangel. Die Durchlässigkeit des Bildungssystems ist unzureichend. Öffentliche Verantwortung wird auf Appelle reduziert.

Seit Jahren fehlen in hohem Maße betriebliche Ausbildungsplätze, die öffentlichen wie die privaten Arbeitgeber bilden insgesamt zu wenig aus. Qualitätssicherung in der dualen Berufsausbildung findet fast nicht statt. Die veröffentlichte Statistik gibt nur unzureichend Auskünfte über die tatsächliche Zahl der Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen. Bis zu 17 % eines Altersjahrganges bleiben auf Dauer ohne einen Ausbildungsabschluss, mit der Konsequenz, dass sie permanent von Arbeitslosigkeit bedroht bleiben.

Rund 230.000 betriebliche Ausbildungsplätze fehlten zum 01. Okt. 2003, 27 % der Jugendlichen, die eine Ausbildung beginnen wollen, haben keine Stelle. Nur 1/4 der Betriebe und Verwaltungen bildet noch aus, beziehungsweise rund 75 % der Betriebe bilden nicht aus. Selbst von den 1,2 Mio. Betrieben, die bisher eine Ausbildungsberechtigung haben, beteiligt sich deutlich weniger als die Hälfte. Dramatisch ist auch die Entwicklung bei den jungen Menschen bis zu 25 Jahren. Aktuell sind mehr als 600.000 arbeitslos, davon weit mehr als 100.000 Jugendliche unter 20 Jahren. Die Qualifikationsanforderungen steigen weiter: 1980 waren 36 % der Arbeitnehmer an- bzw. ungelernt. 1985 erforderte noch jeder vierte Arbeitsplatz keinerlei formale Berufsausbildung. Im Jahr 2010 wird dies nur noch für ca. 11 % aller Arbeitsplätze gelten. Auf Tätigkeiten, die Ausbildung oder Fachschule erforderten, entfielen 1985 64,5 % der Jobs. Bis 2010 wird der Anteil auf 71 % steigen. Akademische Qualifikationen werden verstärkt nachgefragt: Gerade einmal jeder 10. Beschäftigte hatte 1985 eine Hochschule besucht, 2010 wird das für 17 % gelten. Unqualifizierte dagegen haben immer weniger Chancen.

Die Altersstruktur der Belegschaften verändert sich: in Zukunft werden nur noch 20 % der Erwerbstätigen jünger als 30 Jahre sein, während ein Drittel jenseits der 50 ist. Statt Prävention sind auch hier Stagnation und Rückfall eingetreten. Erforderlich ist mehr Weiterbildung: Noch 1993 boten die Unternehmen betriebliche Weiterbildung für 85 % ihrer Beschäftigten, 2002 nur noch für knapp 75 %.

Das Bildungssystem in Deutschland rangiert im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld, nicht zuletzt dadurch ist bei uns Bildung zum Zukunftsthema geworden. Von den in zahlreichen Grundsatzreden geforderten Reformen ist in der Realität indes kaum etwas zu spüren. Die beschworene Bildungsoffensive steht noch aus. Grund dafür ist nicht der Mangel an zukunftsfähigen Reformkonzepten, sondern die mangelnde Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, aber auch die unzureichende Bildungsfinanzierung.

Die Bildungspolitik steht für den DGB angesichts der künftigen Anforderungen vor einer doppelten Aufgabe: Das Wissen und die Kompetenzen zu vermitteln, die morgen über gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt entscheiden, und gleichzeitig soziale Ausgrenzung zu verhindern. Der DGB setzt dabei in seiner Bildungspolitik klare Schwerpunkte:


Mehr Betriebe sollen ausbilden

Die Ausbildungsplatzsituation muss dringend und nachhaltig verbessert werden. So beteiligen sich weniger als 25 Prozent der Betriebe und Verwaltungen an der dualen Ausbildung. Da die Wirtschaft das Ausbildungsziel schon seit Jahren verfehlt, ist Handeln dringend erforderlich.
  • Die Bundesregierung ist gefordert, einen gesetzlichen Rahmen für die Ausbildungsumlage auf den Weg zu bringen. Mit der Ausbildungsumlage sollen auch Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden, die entstehen, weil sich drei Viertel der Betriebe ihrer Pflicht zur Ausbildung entziehen.

  • Der Deutsche Gewerkschaftsbund erwartet, dass sich alle Betriebe, Unternehmen und Verwaltungen an einer Ausbildungsumlage beteiligen. Tarifliche oder branchenbezogene Lösungen haben Vorrang vor Ausbildungsfonds, die bei der jeweiligen Berufsgenossenschaft angesiedelt sind. Die Tarifparteien sollen Branchenfonds gemeinsam führen. Mehrere Branchen können kooperieren und weitere Partner zur Umsetzung einbeziehen.


Berufsorientierung und Berufsvorbereitung ausbauen

Ausbau der schulischen Berufsorientierung und Berufswahlvorbereitung

Sozioökonomische Bildung, die Einbeziehung von wirtschaftlicher Grundbildung an den allgemeinbildenden Schulen, muss dringend vorangetrieben werden. So sind Schülerinnen und Schüler besser auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Unter Einbeziehung von Unternehmen und Sozialpartnern müssen die Erfahrungen mit den Projekten aus der BMBF-Förderlinie „Schule – Wirtschaft – Arbeitswelt“ verbreitert werden.

Nachschulische Berufsvorbereitung

Berufsausbildungsvorbereitung durch Qualifizierungsbausteine, Projekte für benachteiligte Jugendliche sowie Leistungen für junge Behinderte müssen so aufgestockt werden, dass alle unversorgten jugendlichen Ausbildungsplatzsuchenden sinnvoll nach dem Ende der Schulzeit weiterlernen können, Praxiserfahrung bekommen und damit größere Chancen auf eine berufsqualifizierende Ausbildung haben. Hierzu muss beispielsweise das BQF-Programm der Bundesregierung verstetigt und verbreitert werden. Der DGB schlägt eine Konzentration auf die erfolgreichsten Projektformen vor, die dringend bundesweit implementiert werden müssen. Künftig müssen sich Berufsvorbereitungs- und Ausbildungskonzepte zudem stärker an den Voraussetzungen der jungen Frauen orientieren, um die unterdurchschnittliche Ausbildung junger Frauen zu verbessern.

Moderne Berufe: Aus- und Weiterbildung verbinden

Die Sozialpartner sind seit langem die Promotoren für neue Ausbildungsberufe und die Weiterentwicklung bestehender Berufe. Allerdings sind Aus- und Weiterbildung bislang selten verknüpft, sondern getrennte Entwicklungen, die stärker in den Vorschlägen für Ausbildungsgänge zusammengeführt werden sollten.
Jeder Vorschlag für einen neuen Beruf muss sich an zentralen Kriterien messen lassen: arbeitsmarktrelevant, anschlussfähig und durchlässig, zukunftsfähig und solide, keine Verdrängung bestehender Berufe, sowie für junge Männer und Frauen gleichermaßen eine Perspektive – das sind die Maßstäbe auch für die Ausbildung Jugendlicher mit schlechten Startchancen in neuen Ausbildungsberufen. Gerade diese Jugendlichen brauchen nicht weniger, sondern mehr Zeit für ihre Ausbildung.
  • Für Jugendliche, die trotz begleitender Hilfen eine Ausbildung vorzeitig beenden wollen, soll ein Ausstieg möglich sein. Dieser Teil der Ausbildung wird zertifiziert. Die Fortsetzung der Ausbildung soll zu einem späteren Zeitpunkt (etwa nach einem Praxisjahr) vorrangig im Betrieb möglich sein, nachrangig in einem Ausbildungszentrum.

  • Auch verlängerte Ausbildungszeiten sind einzuräumen, wenn sie zum erfolgreichen Bestehen der Prüfung erforderlich sind. Werden Berufe geschaffen, die nach zwei Jahren zu einem ersten Abschluss führen, soll der/die Auszubildende ein Anrecht haben auf eine darauf aufbauende volle Qualifikation, die ggf. im Ausbildungsverbund oder außer/überbetrieblich erfolgt.

  • Neben der Berufsausbildungsvorbereitung müssen begleitend zur Ausbildung Beratungs- und Förderhilfen zur Verfügung stehen. Deren Ausbau wäre nicht zuletzt auch im Sinne größerer Wirtschaftlichkeit geboten: Ausbildungsplatzleerstände und unausgebildete Jugendliche, abgebrochene Ausbildungen und nicht motivierte wie schlecht ausgebildete junge Menschen sind auch eine Kostenbelastung für Wirtschaft und Gesellschaft.

Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG)

Gute Beschäftigungschancen sind von guter beruflicher Ausbildung abhängig. Die Förderung der Chancengleichheit unabhängig von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit oder Behinderungen ist künftig als Querschnittsaufgabe im Berufsbildungsgesetz zu verankern. Ein novelliertes BBiG muss den Rechtsanspruch auf Ausbildung verwirklichen, für das System der beruflichen Erstausbildung eine moderne Grundlage schaffen und den Geltungsbereich gesetzlicher Bestimmungen erweitern.

Detaillierte Vorschläge des DGB dazu liegen vor.

Schule zur Ganztagsschule entwickeln

Grundvoraussetzung für eine Chance auf dem Arbeitsmarkt ist ein qualifizierender Schulabschluss. Der DGB erwartet deshalb, dass die in der PISA-Studie und anderen internationalen Vergleichsstudien sowie im ersten Bildungsbericht der Kultusministerkonferenz sichtbar gewordenen Mängel im Schulsystem umgehend und konsequent behoben werden und die Bundesländer alle erdenklichen Anstrengungen unternehmen, um mehr Jugendlichen zu einem allgemeinbildenden Schulabschluss zu verhelfen. Dazu müssen sich viele Schulen verändern: mehr Unabhängigkeit, mehr Selbständigkeit, mehr Verantwortung und mehr Freiräume gehören genauso dazu wie die nötigen finanziellen Mittel. Schulen müssen auch gutes Personal gewinnen, weiterqualifizieren und halten können, dies als Voraussetzung dafür, dass sie Schülerinnen und Schüler besser als bisher individuell unterstützen können.

Weithin unstreitig ist zudem, dass die allgemeinbildenden Schulen im Prinzip zu Ganztagsschulen weiter entwickelt werden müssen, um die inhaltlichen Anforderungen aufgreifen zu können, aber auch Räume für die Verstärkung pädagogischer und sozialer Arbeit zu gewinnen. Ziel ist dabei ein längerer gemeinsamer Unterricht und der Abbau der strikten, aber falschen und wenig durchlässigen „Grenzzäune“ zwischen den Schulen, verbunden mit einer umfassenden Initiative gegen Schulabbruch, Schulverweigerung und unzureichende Lernergebnisse.

Die Einführung von Bildungsstandards zur Beschreibung der zu erwerbenden Kompetenzen muss hier zu einem Paradigmenwechsel führen – gegen Ausgrenzung und Sitzenbleiben und für Förderung. Vor die allgemeinbildende Schule gehört ein pädagogisch fundiertes, für Eltern kostenfreies Kinderbetreuungs- und Bildungsangebot, das allgemeine Schulvorbereitung und Frühförderung umfasst und Eltern Erwerbstätigkeit ermöglicht.

Ausbau der Hochschulausbildung

In Deutschland gibt es einen steigenden Bedarf an akademisch ausgebildeten Arbeitnehmern. Dem wird die Hochschulpolitik von Bund und Ländern nicht gerecht. Weder die Finanzierung, die inhaltliche Ausgestaltung, noch von der personellen Seite her werden die Hochschulen den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht: Wer eine Hochschulzugangsberechtigung erworben hat, soll auch studieren können. Gebühren bereits vor dem ersten berufsqualifizierendem Abschluss verbauen den breiteren Zugang zu den Hochschulen, denn durch diese Form der Privatisierung von Bildungskosten wird der soziale Numerus clausus verschärft. Die materiellen Bedingungen für das Studium müssen im Gegenteil verbessert werden, damit sich die Studierenden auf ihre Ausbildung konzentrieren können. Hochschulische Ausbildung kann nicht allein auf Verwertung am Arbeitsmarkt orientiert sein.
Dennoch müssen Studierende, wenigstens annähernd wissen, was sie nach dem Abschluss erwarten können. Dies gilt insbesondere für die neuen gestuften Studiengänge.

Lebensbegleitendes Lernen allen ermöglichen

Lebenslanges Lernen erfordert eine bessere Verzahnung von Bildungsbereichen und Bildungswegen und setzt den Ausbau und neue Konzepte der Weiterbildung voraus. Die Erstqualifikation muss daher stetig aktualisiert und weiter entwickelt werden. Weiterlernen in Zusammenhang mit der Arbeit und Weiterbildungsabschnitte sind noch lange nicht üblich: die betriebliche Weiterbildungsbeteiligung liegt in Deutschland im internationalen Vergleich inzwischen an der untersten Grenze. Lebenslanges Lernen wird so zur Floskel. Zudem sind die Qualifikationspotenziale der Beschäftigten und deren Weiterbildungsbedarf in den meisten Unternehmen unbekannt. Die dringend nötige Bildungsberatung ist in Deutschland allenfalls punktuell vorhanden.

Weiterbildung als Teil des Bildungssystems unterliegt auch der öffentlichen Verantwortung. Sie ist nicht allein Privatangelegenheit oder Unternehmensaufgabe. Entscheidend wird allerdings auch sein, dass bildungsfernere Schichten nicht abgekoppelt, sondern eingebunden werden. Weiterbildung darf deshalb nicht länger vor allem den Jungen oder ohnehin schon gut Qualifizierten zugute kommen. Diese Schieflage muss auch aus sozialpolitischen und ökonomischen Gründen korrigiert werden. Bildungsangebote müssen insbesondere gerade auch Frauen, Beschäftigte mit Migrationshintergrund, ältere Beschäftigte und Niedrigqualifizierte erreichen. Besonderen Stellenwert hat die Weiterbildung für Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohten Menschen.

Der DGB fordert deshalb ein Bundesrahmengesetz für Weiterbildung und die Novellierung der Weiterbildungsgesetze der Länder zur Sicherung von Mindeststandards für Zugang, Finanzierung, Angebotsbreite, Qualitätssicherung und Transparenz im Weiterbildungssystem.

Die inzwischen eingeführten, aber nicht verankerten Bildungsgutscheine für berufliche Weiterbildung (SGB III) müssen dringend mit Beratungsmöglichkeiten sowie einer schlüssigen und umfassenden Qualitätssicherung für Bildungsträger wie Maßnahmen einschließlich Evaluierung verknüpft werden. Der DGB empfiehlt daher für die künftige Zulassung, auf der Grundlage der im Hochschulbereich gesammelten Erfahrungen einen breit fundierten Akkreditierungsrat und Zertifizierungsagenturen aufzubauen und so in einem auch bürokratisch sparsamen Zukunftsmodell berufliche Weiterbildung zu zertifizieren. Die Geschäftsführung des Akkreditierungsrats sollte in einer eigenständigen Einrichtung des Bundesinstituts für Berufsbildung angesiedelt sein, und auch die Verbindung von Aus- und Weiterbildung wie öffentliche Verantwortung für Weiterbildung sicherstellen.

Daneben müssen in allen Branchen weitergehende Initiativen zum Ausbau der betrieblich getragenen Weiterbildung entwickelt werden, wobei in besonderer Weise viele kleine und mittlere Unternehmen Hilfestellung benötigen.

Unzureichende oder fehlende Qualifizierung, eine Ausbildungsunterbrechung – also Bildungsferne – führen nach der Schule bei etwa jedem sechsten Absolventen zum Verzicht auf eine Ausbildung. Der DGB erwartet den dringend nötigen Ausbau von Begleit- und Hilfsprogrammen zur Bildungsassistenz oder Kompetenzagenturen (BMFSFJ-Modellprogramm) mit dem Ziel einer wirklichen zweiten Chance des Starts in Arbeit und Ausbildung. Gleichzeitig muss vor allem in der innerbetrieblichen Weiterbildung die Bildungsbeteiligung älterer Erwerbstätiger zum Erhalt und zur Weiterentwicklung ihrer Qualifikationen im Sinne der demografischen Entwicklung steigen. Der DGB wird dazu weitere Vorschläge vorlegen.

Bildungsfinanzierung

Während die OECD-Staaten im Durchschnitt 5,8 % des Bruttoinlandsprodukts in Schulen, Vorschulen, Universitäten und die Weiterbildung investieren, liegt Deutschland bei 5,6 % unter dem Mittel. Die verglichenen Länder geben 12,7 % der öffentlichen Haushalte für Bildung aus, Deutschland 9,8 %. In 14 von 18 Staaten stiegen zwischen 1995 und 1999 die privaten und öffentlichen Aufwendungen für diesen Bereich um mehr als 5 %, in Deutschland nur um 2 %. Ziel muss sein, 6 % des Bruttoinlandsprodukts für das Zukunftsfeld Bildung bereit zu stellen.

Durch gezielte Einnahmeverbesserungen von Bund und Ländern muss hier für mehr finanzielle Handlungsfähigkeit gesorgt werden.


Quelle: I+P Informationen und Positionen der Grundsatzabteilung
Reformanstöße des DGB für Wachstum und Beschäftigung, Bildung und Innovation, Ausgabe Nr. 13

Sie können die vollständige Ausgabe der I+P hier als pdf-Datei herunterladen.

Verweise zu diesem Artikel:
Schlagworte zu diesem Beitrag: Ältere Beschäftigte
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 14.04.2009