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Misere in den Deutschkursen für Migranten

Seit dem Zuwanderungsgesetz von 2005 haben Migranten endlich einen Rechtsanspruch auf Integrationskurse. Somit hat das Gesetz eine wichtige Grundlage für die Sprachförderung gelegt. Jedoch haben sich seit 2005 sowohl die Unterrichts- als auch die Lebenssituation der Lehrkräfte für Deutsch als Fremdsprache (DaF) dramatisch verschlechtert. Das Zuwanderungsgesetz soll im Sommer 2007 geändert werden. Die Planungen dafür laufen, u.a. ein so genannter Integrationsgipfel im Juli. Deshalb gehen wir jetzt an die Öffentlichkeit.


Wir, die Initiative der Hamburger DaF-DozentInnen fragen Sie:

Wussten Sie schon, dass Migranten in den Integrationskursen in nur 600 Unterrichtseinheiten (à 45 Minuten, kurz "UE") Deutsch lernen sollen – egal welche Vorkenntnisse und welchen Bildungshintergrund sie dafür mitbringen?

Wussten Sie schon, dass die Integrations-Sprachkurse vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) mit lediglich 2,05 Euro pro Teilnehmer und UE plus einmalig 7 Euro je Teilnehmer finanziert werden? Und dass davon Dozenten, Räume, Material und Verwaltung bezahlt werden müssen?

Wussten Sie schon, dass, um Geld zu sparen, in den Integrationskursen bis zu 30 Teilnehmer pro Kurs unterrichtet werden? Und dass jeder Experte bestätigen kann, dass bei dieser Teilnehmerzahl effektiver Fremdsprachenunterricht unmöglich ist?

Wussten Sie schon, dass die Bedingungen für das Lehrpersonal der Integrationskurse ebenso katastrophal sind? Dass z.B. 81% aller Dozenten freiberuflich arbeiten – also bei Renten- und Pflegeversicherungspflicht sämtliche Sozialabgaben selber tragen müssen und keinen Anspruch auf Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall haben?

Wussten Sie schon, dass mit Einführung der Integrationskurse das frühere, festgelegte Mindesthonorar für Dozenten von 23,10 Euro pro UE ersatzlos gestrichen wurde? Und dass die Honorare daher drastisch gesunken sind – z.T. bis auf 10 Euro brutto pro UE?

Wussten Sie schon, dass viele Dozenten deswegen bis zu 40 UE wöchentlich unterrichten (Vorbereitungs- und Korrekturzeiten nicht eingerechnet, die werden nämlich nicht bezahlt), Lehrer im Schuldienst aber nur ca. 25 UE? Und dass damit für viele DaF-Dozenten die Grenzen der physischen wie psychischen Belastbarkeit überschritten sind und effektives Unterrichten kaum noch möglich ist?

Wussten Sie schon, dass das BAMF zwar einerseits "hochqualifizierte Dozenten" für die Sprachkurse fordert (Germanistikstudium plus kostspielige Zusatzqualifikation), aber andererseits durch seine Politik bewirkt hat, dass diese Dozenten zu prekär arbeitenden "working poor" geworden sind?

Glauben Sie, dass auf diese Weise die "gesellschaftliche Schlüsselaufgabe" der integrativen Sprachförderung (Staatsrat Dietrich Wersich, CDU) zufriedenstellend gelöst ist?

Wir glauben das nicht und fordern deshalb:
  • Homogene Kurszusammensetzung mit maximal 18 Kursteilnehmern
  • Erhöhung der Unterrichtseinheiten von 600 auf 900 pro Regelkurs
  • Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung der DozentInnen mit einem Gehalt von mindestens 2300 Euro brutto
  • Dozentenhonorare von mindestens 30 Euro brutto pro Unterrichtseinheit
  • Ausreichende Finanzierung der Kurse: mindestens 5 Euro je Unterrichtseinheit und Teilnehmer statt derzeit 2,05 Euro

Wir, die Initiative der Hamburger DaF-DozentInnen brauchen Ihre Unterstützung!


Quelle: Unterschriftenaktion der Initiative der Hamburger DaF-DozentInnen zum Integrationsgipfel am 12. Juli 2007.

Weitere Informationen zur Initiative der Hamburger DaF-DozentInnen erhalten Sie auf deren Homepage.


Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 07.07.2007