Förderung der beruflichen Weiterbildung

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BA will auch Jugendliche in Markt-, Beratungs- und Betreuungskunden aufteilen

Lieber Kollege Adamy,

wir sind KBR- GBR und BR- Vorsitzende der großen Bildungsträger. Da wir leider nicht unter einem gewerkschaftlichen Dach organisiert sind, sondern ver.di, der IG-Metall, der IGBCE und der GEW angehören (die Aufzählung ist nicht abschließend) bietet uns der Arbeitskreis die Möglichkeit zu umfassendem Austausch aber auch zur branchenspezifischen Meinungsbildung.

Wir halten die Steuerungslogik der Bundesagentur für Arbeit für eine arbeitsmarktpolitische Katastrophe.
Sie hilft denen, die der Hilfe nicht bedürfen und lässt die im Stich, denen dringend geholfen werden muss.

Die Steuerungslogik der Bundesagentur ist ein Sparschwein für den Bundeshaushalt. Arbeit suchenden Menschen hilft sie nicht.

Marktkunden benötigen die Agenturen nicht. Für sie ist der Weg zur Arbeitsagentur ein Irrweg zum neuen Job.

Für „Beratungskunden aktivieren“ gilt ähnliches. Den Schub zur Neufokussierung ihrer Bemühungen geben sie sich meist selbst.

Den „Beratungskunden fördern“ müsste aktiv geholfen werden. Das Maßnahmeportfolio der Agenturen ist dazu aber nicht wirklich in der Lage. Der Aussteuerungsbeitrag ist eine weitere Hürde zur wirksamen Hilfe. So wird faktisch die schnelle Hilfe ausgebremst.

Betreuungskunden haben bei den Arbeitsagenturen keine Chance. Sie werden verwahrt und dann ohne dass nennenswerte Hilfestellungen erfolgt, an die ARGEn weiter gereicht.

Wir wissen, dass die Bundesagentur dieser Sicht energisch widerspricht. Wir erleben aber im unmittelbaren Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen der Agenturen, dass wir mit unserer Ansicht nicht allein sind. Es wagen aber nicht mehr Viele bei der BA, Kritik an den Verfahren zu äußern.

Die Lage ist aus unserer Sicht für die Arbeitsuchenden schon schlimm genug.

Wie wir jetzt erfahren, sind am 21. Juni 2007 im Ausschuss II die „Neuausrichtung der Beratung Jugendlicher und Handlungsprogramme Arbeitsvermittlung sowie Handlungsprogramme Reha/SB“ diskutiert worden.

So soll die Steuerungslogik der Bundesagentur nun wohl auch auf die Gruppe der Jugendlichen und die Schwerbehinderten ausgeweitet werden.

Im Verwaltungsrat soll, so wohl Dein Rat, die Arbeitnehmerseite der Beratungsvorlage zustimmen.

Wir bitten Euch dringend, das nicht zu tun.

Schwerbehinderte haben einen Rechtsanspruch auf Förderung mit dem Ziel der Teilhabe am normalen Leben. Sie in die Kundenkategorien der Bundesagentur einzugliedern ist zwar billig, im Sinne von preiswert, aber ihrer Situation wohl kaum angemessen und moralisch zweifelhaft, vorsichtig ausgedrückt.

Frank-Jürgen Weise beklagt in einem E&W – Interview zur Lehrstellensituation, dass die BA die Jugendlichen nicht erreicht. Ja glaubt denn ernsthaft Jemand dass die Jugendlichen mit diesem BA – Steuerungsmodell zu erreichen sei?

Da heißt es…
„Die andere Definition der Betreuungskunden als „nicht ausbildungsreife Jugendliche“ im Vergleich zu den Erwachsenen gewährleiste, dass diese Jugendlichen eine besondere Unterstützung erhalten.“

Aber welche Unterstützung? In keiner Weise ist ersichtlich, wie der besonderen Anforderung an die Vermittlung Jugendlicher entsprochen werden soll. Ach ja, es gibt einen Fragebogen. Tolle Arbeitsmarktpolitik.

Die Steuerungslogik der BA soll die schnelle Vermittlung Arbeitsuchender gewährleisten. Sie wird diesem Anspruch nur bei einem kleinen, sehr unproblematischen Kundenkreis gerecht,

Für den Kreis problembehafteter Jugendlicher und für Behinderte taugt dieses Instrument überhaupt nicht.
Zur Lösung der Probleme des demographischen Wandels übrigens auch nicht.

Wir sind der festen Überzeugung, und die Zeit wird es zeigen, dass diese Steuerungslogik den Menschen nicht hilft.
Wir bitten Euch, schaut genau hin und entscheidet im Zweifelsfall für die Menschen und gegen ein McKinnsey gesteuertes System.


In großer Sorge und mit kollegialen Grüssen,

Helmuth M. Kramer Ulrich Kreutzberg


Sprecher des Arbeitskreises der
Betriebsräte überregionaler Bildungsträger


Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 18.07.2007