Förderung der beruflichen Weiterbildung

Zurück zur Übersicht

Leicht steigende Teilnehmerzahlen – weiter steigende Neueintritte bei der Förderung der beruflichen Weiterbildung durch die BA

Die Teilnehmerzahlen haben auf niedrigem Niveau den höchsten Stand seit 2005 erreicht. Während 2005 die Teilnehmerzahlen weiter zurückgingen und im August 2005 mit 95.396 den historischen Tiefpunkt erreicht hatten, stiegen sie danach wieder leicht an. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl stieg von 114.350 in 2005 auf 123.714 in 2007.



In den ersten drei Monaten 2008 liegt die Teilnehmerzahl im Schnitt um 17.000 bis 19.000 über den Monatswerten in 2007. Das entspricht einer Steigerung von 15,3 %. Sollte diese Entwicklung anhalten, so könnten 2008 erstmals seit 2005 die Teilnehmerzahlen wieder in einem nennenswerten Umfang bei der FbW ansteigen.

Förderung in den Bereichen SGB II und III fast auf gleichem Niveau

Während sich die Teilnehmerzahlen bei der BA seit 2005 insgesamt kaum verändert haben, sind deutliche Unterschiede zwischen den Rechtskreisen SGB II und III erkennbar. Im Bereich des SGB III hat sich die Talfahrt der Teilnehmerzahlen länger fortgesetzt. Hier wurde erst im August 2007 mit 55.310 Teilnehmern der absolute Tiefstand erreicht.

Durch die Förderung im Rechtskreis des SGB II wurden die sinkenden Teilnehmerzahlen seit Ende 2005 ausgeglichen. Seit dem Frühjahr 2007 liegen die Teilnehmerzahlen in beiden Rechtskreisen fast auf der gleichen Höhe. Seit August 2007 steigen die Teilnehmerzahlen in beiden Rechtskreisen leicht an, was den Anstieg von ca. 15 % in den ersten drei Monaten 2008 erklärt.



Allerdings fließen in die Statistik weiterhin nur Förderungen aus dem Bereich der BA ein. Förderungen durch die Optionskommunen sind in der Statistik nicht enthalten.

Umbau der Förderpraxis durch die BA abgeschlossen

Die BA hat im Zuge ihrer neuen, betriebswirtschaftlichen Förderpraxis die Bewilligung von Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung an den unmittelbaren Übergang in eine Erwerbsarbeit gekoppelt. Berufsqualifizierende Maßnahmen wie Umschulungen dauern sehr lange. Die BA hat aus verschiedenen Gründen die Förderung von Umschulungen seit 2003 drastisch zusammengestrichen.



2003 befanden sich noch über 100.000 Teilnehmer in Umschulungsmaßnahmen. Diese Maßnahmen mussten, da sie rechtskräftig bewilligt waren, auch weiterhin gefördert werden. Die BA hat in den Jahren 2003 bis 2005 die Zahl der Neueintritte erheblich reduziert. Mit den Rückgängen bei Neueintritten hat sie die weiter bestehenden und langsam auslaufenden Ausgaben für Umschulungsmaßnahmen kompensiert.

Der absolute Tiefpunkt der Zahl der Neueintritte in Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung wird 2005 mit 131.557 Fällen registriert. Seitdem steigen die Neueintritte wieder rasant an, ohne das sich die Zahl der Teilnehmer merklich ändert. Da die BA seit dieser Zeit fast nur noch kurzfristige Maßnahmen bewilligt und alte Umschulungen ausgelaufen waren, ist es möglich, wesentlich mehr Bewilligungen zu erteilen, ohne die Teilnehmerzahl dabei merklich ansteigen zu lassen.

Die BA hat damit ihr Ziel erreicht. Eine Weiterbildung wird nur dann bewilligt, wenn sie kurzfristig in Arbeit bringt. Im Rahmen des SGB III betrifft das fast nur diejenigen, die bereits über eine berufsqualifizierende Ausbildung verfügen und lediglich Anpassungsqualifikationen benötigen. Die sind kurzfristig machbar.

Dauer der Weiterbildung hat sich drastisch verkürzt

Die durchschnittliche Teilnahmedauer hat sich durch die Geschäftspolitik der BA dramatisch verkürzt. Inzwischen beträgt sie über alle bewilligten Maßnahmen ca. 4 Monate.



Zu diesem Ergebnis kommt man, wenn man die Zahl der Teilnehmer ins Verhältnis setzt zur Zahl der Neueintritte. Vor der Änderung der Geschäftspolitik betrug dieser Wert ca. 1,4, das heißt ein Teilnehmerplatz wurde innerhalb eines Jahres von 1,4 Personen genutzt. Umgekehrt bedeutet das eine übliche Teilnahmedauer von gut 8 ½ Monaten.

Es hat immer kurzfristige Anpassungsqualifikationen gegeben. Aber der Sockel von gut 100.000 Umschulungen, die üblicherweise 2 Jahre dauern, führte zu diesem hohen Durchschnittswert. Nach der Umstellung beträgt der Wert jetzt 2,76. Umgekehrt entspricht das einer durchschnittlichen Teilnahmedauer von 4,3 Monaten. Die Teilnahmedauer hat sich im Durchschnitt damit fast halbiert. Ein nennenswerter Anteil berufsqualifizierenden Maßnahmen ist in diesen Zahlen nicht enthalten.


Ausblick

Auf den ersten Blick könnte man meinen, das Schlimmste sei vorbei. Die Teilnehmerzahlen haben sich stabilisiert und steigen sogar wieder an. Auch wenn seit 2002 fast 2/3 der Teilnehmerplätze abgebaut und damit die entsprechenden Bildungskapazitäten vernichtet worden sind, der Rest scheint gesichert zu sein. Die Tendenz der Teilnehmerzahlen deutet darauf hin.

Ein zweiter Blick auf die eingeschlagene Entwicklung bietet ein anderes Bild. Kurzfristige Weiterbildungsmaßnahmen sollen kurzfristig in Arbeit vermitteln. Das geht nur, wenn auch entsprechende Arbeitsplätze angeboten werden. Weiterbildung schafft eben keine Beschäftigung, sondern Beschäftigungschancen. Die neue Förderpraxis ist daher extrem konjunkturabhängig. Wird Arbeit nachgefragt, wird auch Weiterbildung gefördert. Im Abschwung wird sie dann konsequenterweise wieder eingeschränkt, da sie nicht in Arbeit bringt.

Im Falle von berufsqualifizierenden Maßnahmen wie Umschulungen sieht das anders aus. Eine Berufsausbildung wird nicht begonnen, weil unmittelbar auf die Ausbildung eine Beschäftigung folgt. Dazu sind die Zeiträume zwischen der Entscheidung für eine Umschulung und dem erfolgreichen Abschluss viel zu lang. Eine Umschulung eröffnet längerfristige Beschäftigungschancen unabhängig vom Konjunkturverlauf. Darauf deuten inzwischen alle Untersuchungen über ihre Wirkungen hin. Sie wirken eben sehr langfristig und nicht von heute auf morgen.

Berufsqualifizierende Maßnahmen haben bis 2002 den Bildungsträgern unabhängig von der Tageskonjunktur zumindest eine feste und mittelfristig planbare Auslastung verschafft. Das hat den Aufbau qualitativ guter Weiterbildung ermöglicht.

Wenn jetzt berufliche Weiterbildung quasi für den Tagesbedarf gefördert und nachgefragt wird, wird die berufliche Weiterbildung in dem von der BA geförderten Bereich zum Tagesgeschäft. Heute ja, morgen nein. So lässt sich qualitativ hochwertige und auf Dauer erfolgreiche Weiterbildung nicht vorhalten. Ohne dauerhafte Grundauslastung werden im konjunkturellen Abschwung die letzten Strukturen der beruflichen Weiterbildung zerstört. Hoffen wir, das es nicht soweit kommt.


Peter Schulz-Oberschelp
Netzwerk-Weiterbildung

Sie können diesen Artikel hier als pdf-Datei herunterladen.
Die aktuellen Zahlen zur FbW durch die BA finden Sie hier als exc-Datei.

Verweise zu diesem Artikel:
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 02.04.2008