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Enormer Schub für die Bildungsforschung

"Nationales Bildungspanel" gestartet

DFG macht Ergebnisse des Nationalen Bildungspanels für Wissenschaft nutzbar

Wie sehen die Bildungsverläufe von Menschen in Deutschland über längere Zeiträume hinweg aus? Was und wie lernen Kinder, Jugendliche und Erwachsene vom Kindergarten über Schule, Studium und Ausbildung bis ins Berufsleben? Wie lassen sich die Bedingungen für das individuelle Lernen im Lebenslauf verbessern? Detaillierte und wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese und weitere zentrale Fragen der Bildungsforschung und -politik soll das "Nationale Bildungspanel" geben, das heute in Berlin vorgestellt wurde. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ist an dem bislang einzigartigen Forschungsprojekt auf zweierlei Weise beteiligt: Sie hat das inhaltliche Konzept des Bildungspanels auf seine wissenschaftliche Qualität überprüfen lassen – und ein Schwerpunktprogramm entwickelt, das die Daten des Bildungspanels möglichst schnell für die Wissenschaft nutzbar machen soll.

Das Projekt eines Nationalen Bildungspanels wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in enger Abstimmung mit den Ländern und der DFG entwickelt, das Panel selbst wird vom BMBF getragen. Bei der gemeinsamen Vorstellung des Bildungspanels mit Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan und dem Vizepräsidenten der Kultusministerkonferenz, Professor Jan-Hendrik Olbertz, betonte DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner die herausragende wissenschaftliche Bedeutung des Projekts. "Das Bildungspanel bedeutet einen enormen Schub für die Bildungsforschung in Deutschland. Mit ihm werden in dieser Form erstmals Längsschnittstudien über individuelle Bildungsverläufe in Deutschland vorgenommen", so Kleiner. Auf der Grundlage der so erhobenen Daten könne die Bildungsforschung nicht nur bessere Handlungsoptionen für die Bildungspolitik entwickeln, sondern auch besser direkt auf das Bildungssystem einwirken, sei es durch die Entwicklung neuer didaktischer Modelle oder in der Lehrerausbildung an den Hochschulen.

Als größte Forschungsförderorganisation in Deutschland hat die DFG bereits in den vergangenen Jahren ihre Förderaktivitäten in der Bildungsforschung erheblich ausgeweitet, allen voran durch ihre Förderinitiative "Empirische Bildungsforschung". Im Rahmen eines Expertengesprächs dieser Förderinitiative wurde denn auch im Jahr 2004 vom BMBF erstmals die Idee eines Nationalen Bildungspanels vorgestellt. Im Frühjahr 2007 führte die DFG auf Bitten des BMBF ein internationales Expertengespräch durch, das sich grundsätzlich positiv zur Einrichtung eines solchen Panels äußerte, im Frühjahr dieses Jahres schließlich setzte die DFG eine internationale Gutachtergruppe ein, die das eigentliche Konzept des Panels auf seine wissenschaftliche Qualität überprüfte – und es für "hervorragend" befand.

Mit der Einrichtung des Panels ist die Unterstützung durch die DFG aber längst nicht beendet, wie der DFG-Präsident unterstrich. "Ein solch aufwendiges, komplexes und damit auch risikoreiches Projekt verlangt geradezu nach einem wissenschaftlichen Schwerpunktprogramm", sagte Kleiner. Die DFG hat deshalb mit Beschluss ihres Senats im Juli dieses Jahres ein Schwerpunktprogramm eingerichtet, das direkt nach den ersten Erhebungen des Panels 2010 beginnen und sechs Jahre lang gefördert werden soll. Das Programm mit dem Titel "Education as a Lifelong Process. Analyzing Data of the National Educational Panel Study" soll bis zu 25 Forschungsprojekte umfassen. In ihnen sollen Modelle und Methoden entwickelt werden, mit denen die Daten des Panels für die Wissenschaft und andere Anwender möglichst frühzeitig und auf hohem Niveau nutzbar gemacht werden. "Das Bildungspanel ist nur so gut, wie seine Daten von der Wissenschaft genutzt werden können", betonte der DFG-Präsident. Zudem soll in dem Schwerpunktprogramm das Panel selbst weiterentwickelt und optimiert werden. Für die ersten drei Jahre des Programms stellt die DFG insgesamt 5,5 Millionen Euro bereit.

Aus Sicht der DFG wird mit dem vom BMBF getragenen Bildungspanel und dem Schwerpunktprogramm der DFG ein herausragendes wissenschaftliches Instrument geschaffen, das für die Bildungsforschung von überragender Bedeutung sein wird. "Wir bauen hiermit ein internationales, interdisziplinäres und wissenschaftsgeleitetes Elitenetzwerk auf", zeigte Kleiner sich überzeugt: "Mit ihm rückt die empirische Bildungsforschung in Deutschland in den Fokus der europäischen, ja weltweiten Bildungsforschung und Sozialwissenschaft." Bildungspanel und Schwerpunktprogramm ständen für ein gelungenes Zusammenspiel zwischen der Etablierung einer wissenschaftlichen Infrastruktur und der Förderung ihrer wissenschaftlichen Nutzung. "Nicht zuletzt stehen sie auch für eine vorbildliche Aufgabenteilung und ein vorbildliches Zusammenspiel von Wissenschaft und Politik", sagte der DFG-Präsident.

Weitere Informationen

Professor Dr. Hans-Peter Blossfeld, Universität Bamberg, Leiter des Nationalen Bildungspanels und Koordinator des DFG-Schwerpunktprogramms, Lehrstuhl für Soziologie I, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 96045 Bamberg, Tel. +49 951 863-2595, hans-peter.blossfeld(at)sowi.uni-bamberg.de

Ansprechpartner in der DFG-Geschäftsstelle zum Bildungspanel und zur empirischen Bildungsforschung ist Dr. Manfred Nießen, Leiter der Gruppe Geistes- und Sozialwissenschaften, Tel. +49 228 885-2393, Manfred.Niesse(at)dfg.de .


Quelle: bildungsklick.de,
Pressemeldung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)


Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 21.10.2008

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024