Förderung der beruflichen Weiterbildung

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Teilnehmerzahlen bei der Förderung der beruflichen Weiterbildung stiegen 2008 um gut 15 %

Die durchschnittliche Teilnehmerzahl im Bereich der beruflichen Weiterbildung (FbW) lag in allen Monaten 2008 deutlich über denen des Vorjahres, im Jahresdurchschnitt waren es 142.376 oder 15,1 % mehr als 2007. Da wurden durchschnittlich 123.714 Teilnehmer gezählt. Im Dezember 2008 wurden erstmals seit dem November 2004 wieder mehr als 160.000 Teilnehmer gefördert, genau waren es 160.227. Besonders im letzten Quartal 2008 hat die Bundesagentur für Arbeit im Bereich des SGB III verstärkt Weiterbildungsmaßnahmen bewilligt. 86.984 Erwerbslose im Bereich des SGB III konnten im Dezember 2008 an beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen. So hohe Teilnehmerzahlen wurden im SGB III zuletzt im Frühsommer 2004 gezählt.



Offensichtlich ändert die BA in der Wirtschaftskrise ihre Geschäftspolitik in der Förderung der beruflichen Weiterbildung. Nach den Hartz-Gesetzen wurden Weiterbildungen nur noch gefördert, wenn die Teilnehmer unmittelbar in Arbeit vermittelt werden konnten. Sozialpolitische Ziele sollte der Bund durch entsprechende Programme bezahlen. In der Folge gab es verstärkt kurzfristige Anpassungsqualifikationen, die Förderung berufsqualifizierenden Maßnahmen (Umschulungen) wurde massiv zusammengestrichen. Jetzt, in der Krise, soll die Weiterbildung wieder massiv gefördert werden.

Im Geschäftsbericht der BA zum 4. Quartal 2008 liest sich das so:

„Für die Jahre 2009 und 2010 sollen zusätzliche Mittel für Aktivierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden, insbesondere für Arbeitnehmer über 25 Jahren, die über keinen Berufsabschluss verfügen, für Jugendliche, die schon lange vergeblich eine Lehrstelle suchen und für den Ausbau von Betreuung und Pflege. In den beiden Jahren soll der Bund für die Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende 1,2 Mrd. EUR und die Bundesagentur für Arbeit 770 Mio. EUR zusätzlich bereitstellen.

Zur Qualifizierung von Beschäftigten soll das Sonderprogramm zur Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen (WeGebAU) geöffnet und 2009 und 2010 um 200 Mio. EUR aufgestockt werden.

Mittel des Europäischen Sozialfonds sollen in den Jahren 2009 und 2010 um insgesamt 200 Mio. EUR aufgestockt und für die Förderung von Qualifizierungsmaßnahmen während Kurzarbeit sowie zur Förderung von Projekten zur Beratung von Unternehmen zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden.“




Änderung der durchschnittlichen Teilnehmerzahlen bei der Förderung der beruflichen Weiterbildung durch die Bundesagentur für Arbeit



Auch in 2008 übertrifft die durchschnittliche Teilnehmerzahl im Bereich des SGB III die Förderung im Bereich des SGB II. Der Abstand zwischen beiden Rechtsbereichen hat sich weiter verringert. Ohne die erhebliche Steigerung im letzten Quartal 2008 im Bereich des SGB III hätten im Durchschnitt erstmals mehr Teilnehmer im SGB II an einer beruflichen Weiterbildung teilgenommen als im Bereich des SGB III.


Mehr Neueintritte in der beruflichen Weiterbildung, aber kaum steigende Teilnehmerzahlen

Mit der Einführung des SGB II im Jahr 2005 stiegen die Teilnehmerzahlen im Bereich des SGB II bis zum Ende des Jahres auf gut 40.000. Gleichzeitig sank die Teilnehmerzahl im Bereich des SGB III auf 80.000 Teilnehmer ab. Anfang 2005 war der Umbau der Förderpraxis der BA weg von berufsqualifizierenden Maßnahmen (Umschulungen) hin zu kurzfristigen Anpassungsfortbildungen in der beruflichen Weiterbildung fast abgeschlossen.

2005 wurden die niedrigsten Förderanstrengungen in der FbW registriert. Im Jahresdurchschnitt nahmen nur noch 114.350 Erwerbslose an einer beruflichen Weiterbildung teil, ein Rückgang gegenüber 2001 um 67,5 %. Auch die Neueintritte erreichten mit 131.521 einen historischen Tiefpunkt, ein Rückgang von 70,2 %.

Seit dieser Zeit haben beide Werte wieder zugenommen, allerdings mit sehr unterschiedlichen Zuwachsraten. Die Zahl der Neueintritte stieg von 131.521 auf 418.430 in 2008, ein Zuwachs von 218 %. Wenn von vermehrten Anstrengungen in der beruflichen Weiterbildung die Rede ist, dann von diesen Zahlen. Steigerungen von 200 % lassen sich gut als politischer Erfolg verkaufen. Sie sollen zugleich belegen, dass die Bundesregierung und die BA in der beruflichen Weiterbildung positive Akzente setzt.

Dabei wird die durchschnittliche Teilnehmerzahl dezent weggelassen. Sie stieg im selben Zeitraum von 114.350 auf 142.376, eine Steigerung von 24,5 %. Aber gerade dieser Wert zeigt an, wie groß die Anstrengungen in der beruflichen Weiterbildung wirklich sind. Viele Kurzzeitmaßnahmen ergeben viele Neueintritte. Was insgesamt dabei rauskommt, zeigt er nicht. Gegenüber 2001 ist die durchschnittliche Teilnehmerzahl 2008 um 59,6 % gesunken. Bei den Neueintritten beträgt der Rückgang im selben Zeitraum gerade einmal 5,3 %



Das Verhältnis von Neueintritten zum durchschnittlichen Bestand betrug 2001 noch 1,25. 2008 war das Verhältnis auf den Wert von 2,94 gestiegen. Je höher der Wert, desto kürzer sind im Schnitt die bewilligten Weiterbildungen. Bei einem Wert von 1 dauert die Maßnahme im Durchschnitt ein Jahr. Bei 1,25 dauert die Maßnahme durchschnittlich 9,6 Monate, bei 2,94 sind es 4 Monate. Immer mehr und immer kürzere Weiterbildungsmaßnahmen haben berufsqualifizierende Maßnahmen abgelöst. Man darf gespannt sein, welche „Aktivierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen insbesondere für Arbeitnehmer über 25 Jahren, die über keinen Berufsabschluss verfügen“, die BA in 2009 und 2010 ausschreiben wird.


Ausgaben in der beruflichen Weiterbildung im Bereich des SGB III

Die Ausgaben der BA für die berufliche Weiterbildung im Bereich des SGB III sind 2008 gegenüber 2007 von 493 Millionen Euro auf 668 Millionen Euro gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von 35,4 %. Der Anstieg liegt deutlich über dem Zuwachs der durchschnittlichen Teilnehmerzahl, der lediglich 12,2 % betrug.

2004 wurden von der BA noch 1.440 Millionen Euro in die berufliche Weiterbildung investiert. Das entspricht einem Rückgang von 53,6 %. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl lag 2004 bei 184.418, was einem Rückgang um 22,8 % entspricht. Offensichtlich konnten die Träger zumindest im Bereich der beruflichen Weiterbildung, die über Bildungsgutscheine gesteuert wird, den ruinösen Preisverfall eindämmen.




Sonderprogramme wurden teilweise nur schleppend in Anspruch genommen



Neben der Förderung der beruflichen Weiterbildung hat die BA zwei Sonderprogramme aufgelegt, „Präventive Sondermaßnahmen für Jugendliche“ und „Weiterbildung Geringqualifizierter und Beschäftigter in Unternehmen (WeGebAU)“.

„Bei den Sondermaßnahmen für Jugendliche waren 70 Mio. EUR insbesondere für Maßnahmen mit präventivem Charakter – vertiefte Berufsorientierung und Projekte zur präventiven Förderung von Schülern – vorgesehen. Im Rahmen des 200 Mio. EUR umfassenden WeGebAU-Programms sollen Geringqualifizierte und ältere beschäftigte Arbeitnehmer beruflich weitergebildet werden. Es können Zuschüsse zum Arbeitsentgelt gewährt und Teilnahmekosten für berufliche Weiterbildung übernommen werden. Die beiden Programme wurden in den ersten drei Quartalen nur mäßig in Anspruch genommen. Ende September waren 72 % (Soll: 95 %) durch Förderentscheidungen gebunden. Eine verstärkte Bewilligungs- und Auszahlungspraxis der Agenturen für Arbeit insbesondere bei der Förderung beruflicher Weiterbildungsmaßnahmen und bei Arbeitsentgeltzuschüssen bei der beruflichen Weiterbildung im Rahmen des Sonderprogramms WeGebAU haben die Umsetzung des Budgets im vierten Quartal gesteigert. Am Jahresende waren mit 212 Mio. EUR knapp 80 % verausgabt.“ (Geschäftsbericht zum 4. Quartal 2008, BA)

Es bleibt abzuwarten, welche Wirkung die Sonderprogramme in 2009 erzielen.


Peter Schulz-Oberschelp
Netzwerk-Weiterbildung


Hier können Sie die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Beschäftigungssicherung beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales als pdf-Datei herunterladen. Dabei geht es um die Initiative "Qualifizieren statt Entlassen".

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Verweise zu diesem Artikel:
Schlagworte zu diesem Beitrag: Ältere Beschäftigte, Bildungsgutschein
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 14.04.2009