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Kommt jetzt die Pflicht zur Weiterbildung in der Kurzarbeit?

Mehr als 1,1 Millionen Menschen in Deutschland sind nach der jüngsten Zählung der Bundesagentur für Arbeit in Kurzarbeit. Trotz aller Appelle jedoch nutzt nur ein verschwindend geringer Teil davon - gerade einmal knapp 37.000 bis zum Juli - die erzwungene freie Zeit zur Weiterbildung. Bundesagentur und Politik werben verstärkt um Akzeptanz. Finanzminister Per Steinbrück denkt angesichts von 3,5% Teilnehmern an KuG & Quali über eine Weiterbildungspflicht für Kurzarbeiter nach.

ā€˛Wer weniger arbeitet, hat mehr Zeit - und die muss sinnvoll verbracht werden. Es ist enorm wichtig, dass Kurzarbeiter die Qualifizierungsangebote der Arbeitsagentur nutzen", sagte der SPD-Politiker dem Hamburger Abendblatt. Wenn die Angebote ā€˛weiter unzureichend wahrgenommen werden, sollten wir eine verpflichtende Lösung prüfen".

Viele Kurzarbeiter glaubten fälschlicherweise, dass sie die Fortbildungsprogramme der Bundesagentur für Arbeit (BA) nicht nutzen müssten, sagte Steinbrück. Sie sollten sich ā€˛klarmachen, dass der Weg zurück in den Vollzeitjob steiniger sein kann". Wenn sie auf dem Arbeitsmarkt bestehen wollten, ā€˛müssen sie ihre Qualifikation verbessern". Der Minister betonte: ā€˛Die Politik hat die Pflicht, Weiterbildungsprogramme bereitzustellen - und die Menschen haben die Pflicht, sie auch zu nutzen."

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) hat zurückhaltend auf den Vorstoß von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) reagiert, der eine Fortbildungspflicht für Kurzarbeiter ins Gespräch gebracht hatte. Im Arbeitsministerium gebe es ā€˛keine Überlegungen, eine Pflicht zur Weiterbildung in der Kurzarbeit einzuführen", sagte Ministeriumssprecherin Lena Daldrup dem "Hamburger Abendblatt". Zugleich appellierte sie an ā€˛alle Beteiligten, von den bestehenden Instrumenten zur Qualifizierung weiter Gebrauch zu machen und sich auch in schwierigen Zeiten weiterzubilden, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen".

Nach BA-Angaben waren es in den ersten sieben Monaten 2009 ā€˛mindestens 36.700". Etwa 25.000 von ihnen seien mit Geld aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert worden, die übrigen von der BA. Deren Sprecherin Ilona Mirtschin appellierte an Betriebe und Arbeitnehmer, die Kurzarbeit für Weiterbildung zu nutzen. Sie fügte aber hinzu, das sei ā€˛gerade bei kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht immer einfach". Die Kurzarbeit sei ā€˛ein hochflexibles Instrument".

Kurzarbeit: Investition in die Zukunft

Die grundsätzliche Dringlichkeit der Qualifizierung in der Kurzarbeit unterstreicht unterdessen nichtsdestotrotz eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die Kurzarbeit wird deutsche Unternehmen demnach in diesem Jahr rund fünf Milliarden Euro kosten; diese Summe ist aber als gute Investition für die Phase zu betrachten, wenn die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt. Wer Fachkräfte hält und mit Blick auf diesen Moment weiter qualifiziert, kann dann nach den Berechnungen des Instituts einiges sparen: Das Finden, Einstellen und Einarbeiten entsprechender Kräfte schlägt anderenfalls mit 7.000 bis 32. 000 Euro pro Beschäftigtem zu Buche.


Quelle: WAP, Homepage der IG Metall


Schlagworte zu diesem Beitrag: Berufliche Weiterbildung, Öffentliche Beschäftigungspolitik
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 25.08.2009