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Stellungnahme des AdB zu seinem Jahresthema 2010

Wirtschaft(en) in gesellschaftlicher Verantwortung Demokratie - Ökonomie - Politische Bildung

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat mit ihren Auswirkungen auf die Volkswirtschaften und die davon betroffenen Menschen die Grenzen unkontrollierten globalen Wirtschaftens deutlich gemacht. Der Fast-Zusammenbruch der Finanzsysteme führt zu existenzbedrohenden Folgen bei vielen Menschen und zu außerordentlichen Belastungen der Staatshaushalte mit unabsehbaren Auswirkungen auf nachfolgende Generationen.

Angesichts dieser Entwicklungen schwindet das Vertrauen der Menschen nicht nur in den Markt, die Banken und die Stabilität des Geldes, sondern auch in die Souveränität der Politik und die Gestaltungskraft der Demokratie. Gewählte politische Akteure und Parlamente aller staatlichen Ebenen geraten in eine Legitimationskrise, weil die Handlungsmacht der politischen Führung durch die Fakten schaffende Macht der Ökonomie ad absurdum geführt wird. Milliardenschwere konjunkturelle Stützungsmaßnahmen werden zukünftig politischen Gestaltungsspielraum weiter einschränken.

Dem AdB und seinen Mitgliedseinrichtungen als Trägern der politischen Bildung ist es ein Anliegen, die Ursachen und Folgen der Krise in den Mittelpunkt der Bildungsarbeit zu stellen: Politische Bildung will Jugendliche und Erwachsene informieren, orientieren, Raum für Diskurs bereitstellen sowie zum Handeln und zur gesellschaftlichen Teilhabe befähigen und ermutigen.

Deshalb sollte die politische Bildung zukünftig
  • sich noch engagierter mit den Strukturen des Weltwirtschaftssystems befassen, um eine Diskussion über Transparenz und Kontrolle von Märkten und die Grenzen von Gewinnerzielung und Einkommen zu führen;

  • neue Konzepte entwickeln, die zur Verbesserung der ökonomischen Handlungskompetenz von Menschen führen, um sie als Betroffene, Kunden, Aktionäre und Arbeitnehmende in die Lage zu versetzen, aktiv im Rahmen ihrer Möglichkeiten in den Markt eingreifen zu können;

  • Anreize zum Diskurs über Verbesserungen und Alternativen zu bisherigen Wirtschaftssystemen auf globaler, aber auch nationaler oder lokaler Ebene schaffen. Dazu gehört auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung (Umwelt, Ökonomie und Soziales);

  • durch zielgerichtete Bildungs- und Beratungsprozesse mithelfen, die Gestaltungsmacht der Politik in der Wirtschaft wieder herzustellen;

  • deutlich machen, dass Regierungen und Parlamente in Deutschland dringend aufgefordert sind, sich ihrer Verantwortung für eine verlässliche Wirtschafts- und Finanzpolitik auf nationaler und internationaler Ebene zu besinnen: Eine Abkopplung wie die des Finanzsektors aus gesellschaftlicher Einbindung und staatlicher Kontrolle gefährdet letztlich die Demokratie als akzeptierte Gesellschaftsform.

Demokratie ist darauf angewiesen, dass die in ihr lebenden Menschen gemeinsam Verantwortung für die Zukunft übernehmen. Dazu kann die politische Bildung ihren wichtigen Beitrag leisten.


Beschlossen vom Vorstand des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten (AdB)
am 17.02.2010.

Schlagworte zu diesem Beitrag: Lebenslanges Lernen
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 08.03.2010