Lebenslanges Lernen

Zurück zur Übersicht

Beteiligung an der Weiterbildung stagniert seit 2000

Die Ergebnisse sind ernüchternd. Während die Beteiligung an Weiterbildungsaktivitäten im Westen der Republik stagnierte (bei 43 %), ging sie im Osten von 47 % auf 41 % zurück. Im gesamten Bundesgebiet pendelt die sie seit 2000 zwischen 41 % (2003) und 44 % (2007). Für 2010 lag die Quote bei 42 %. Dabei hatte die Bundesregierung mit dem Bildungsgipfel das Ziel ausgegeben, bis 2015 eine Weiterbildungsbeteiligung von 50 % zu erreichen.

Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) hatte Ende 2010 in einer Ausgabe der Fakten prognostiziert: „Auf Basis der verfügbaren, repräsentativen Daten wurde vom DIE eine Prognose zur Weiterbildungsbeteiligung erstellt. Legt man die Werte von zehn Erhebungswellen ab 1979 zugrunde, lässt sich eine Regressionsgerade errechnen, deren Ausrichtung darauf hindeutet, dass die 50-Prozent-Marke bereits im Jahr 2010 erreicht werden könnte.“ Diese Prognose hatten wir seinerzeit in unserem Newsletter vom Oktober 2010 kritisiert, da sie Zahlen aus der Vergangenheit einfach „schöngerechnet“ hat.

Abschließend haben wir in der Newsletter gesagt: „Die Bundesregierung wird nicht müde, zu erklären, mehr in Bildung investieren zu wollen. Zugleich kürzt sie die Mittel für die berufliche Weiterbildung für Erwerbslose immer weiter zusammen. So wird die „50-Prozent-Marke“ in der Weiterbildungsbeteiligung nicht erreicht. Nicht 2010, wie es das DIE herausbekommen haben will, nicht 2015, wie es die Bundesregierung wünscht. Wir würden eine Wette darauf eingehen. Aber auf schlechte Aussichten in der Weiterbildung soll man nicht wetten.“

Die Kürzungen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik und inzwischen auch bei der politischen Weiterbildung gehen massiv weiter. Diese Kürzungen werden in der geplanten Umfrage 2012 Spuren hinterlassen. Im jetzt vorliegenden Bericht heißt es: „Der Anteil der Arbeitslosen, die im Jahr vor der Befragung an individueller beruflicher Weiterbildung teilgenommen haben oder derzeit teilnehmen, ist von 14 % (2007) auf nun 18 % angestiegen. Insgesamt haben Arbeitslose eine erheblich geringere Teilnahmequote in der Weiterbildung als Erwerbstätige, weil ihnen in der Regel der Zugang zur betrieblichen Weiterbildung fehlt. Dafür wird die individuelle berufliche Weiterbildung der Arbeitslosen durch die Bundesagentur für Arbeit und andere Maßnahmeträger gezielt gefördert. Der Umfang dieser Qualifizierungsmaßnahmen wurde vor einigen Jahren reduziert, in letzter Zeit aber wieder ausgeweitet. Dies schlägt sich auch in den Befragungsdaten des AES nieder.“

Der hier gemessene Effekt war bekanntlich den Bundestagswahlen geschuldet. Die Befragung fand in der Zeit vom April 2009 bis Juni 2010 statt. In diesem Zeitraum hatte die Bundesregierung die Förderung der beruflichen Weiterbildung durch die BA deutlich ausgeweitet, schließlich galt es, eine Bundestagswahl zu gewinnen. Die ist vorbei und zwischenzeitlich ist die Förderung der beruflichen Weiterbildung bei Erwerbslosen deutlich reduziert worden.

Vielleicht wird dieser Effekt auch kompensiert durch verstärkte Anstrengungen der Unternehmen. Die hatten in der Krise ihre Aktivitäten deutlich reduziert. So ging die Zahl der TeilnehmerInnen an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen von 2007 auf 2010 von 29 % auf 26 % zurück. Ob das den Rückgang durch BA-geförderte Weiterbildung ausgleichen kann, muss abgewartet werden.

Wie gesagt, 50 % Weiterbildungsbeteiligung sollen es insgesamt sein bis 2015. Da müssen sich Merkel, Rössler und Co noch mächtig in Zeug legen, wenn sie es ernst gemeint haben mit ihren Ankündigungen.


Peter Schulz-Oberschelp

Die Trendanalyse können sie hier als pdf-Datei herunterladen.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Berufliche Weiterbildung, Betriebliche Weiterbildung, Lebenslanges Lernen
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 29.06.2011