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Scheitert der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR)?

Kultusminister ignorieren Brandbrief von Wirtschaft und Gewerkschaft

Die Kultusministerkonferenz unter dem Vorsitz ihres Präsidenten, Minister Bernd Althusmann (CDU, Niedersachsachsen), hat in seiner 335. Plenarsitzung den DQR einstimmig ins Koma gestoßen. Es wurde beschlossen, von der Position das Abitur auf der Niveaustufe fünf zu verorten, nicht abzugehen. Damit missachtet die KMK die Argumente von Gewerkschaften, Wirtschaftsverbänden und Bundesregierung. Mit salbungsvollen Floskeln zur Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung verschleiern die Gralshüter des Abiturs, dass sie eigentlich eine klare Unterordnung der Berufsbildung gegenüber dem Abitur für angemessen und notwendig halten. Wohlwissend, dass sie mit dieser Entscheidung den DQR massiv gefährden, bieten sie jetzt ein Gespräch den Wirtschaftsverbänden und der Gewerkschaft im Dezember an und zwar auf der 336. Plenarsitzung.

Der Beschluss der Kultusminister hat bei den Arbeitgeberverbänden und den Gewerkschaften Empörung ausgelöst. „Was da in Berlin im Namen des Kulturföderalismus passiert ist, ist unverantwortlich. Und dies auch noch unter Deckmäntelchen der Gleichwertigkeit verkaufen zu wollen, ist schlicht eine Unverschämtheit“, kommentiert IG Metall Bildungsexperte Klaus Heimann die Entscheidung.

Es mache auch wenig Sinn, mit der KMK im Dezember das Gespräch zu führen. „Was soll das? Die Kultusminister haben eine Entscheidung getroffen, die braucht man uns nicht zu erklären. Das Votum spricht eine eindeutige Sprache. Korrigieren können dies nur noch die Ministerpräsidenten – das ist die richtige Gesprächsadresse für die nächste Runde“. Wie aus Berlin zu hören war, will die KMK die Berufe des dualen Systems auf drei Niveaustufen verteilen.

Das Plenum der Kultusministerkonferenz hat in Sachen DQR folgenden Beschluss gefasst:

"Länder bestehen auf Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung

Bei der Gestaltung des geplanten Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) spricht sich die Kultusministerkonferenz einstimmig dafür aus, die Zuordnung der Allgemeinen Hochschulreife, der Fachgebundenen Hochschulreife, der Fachhochschulreife und der Abschlüsse der gesamten beruflichen Erstausbildung unter der Maßgabe der Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung vorzunehmen.

Die Länderminister befürworten, sowohl die Allgemeine Hochschulreife und die Fachgebundene Hochschulreife als auch entsprechende Berufsabschlüsse auf Stufe 5 der europäischen Skala von Bildungsabschlüssen zu verorten. Um diese aus fachlichen Motiven übereinstimmende Position aller Kultusminister den Sozialpartnern, den Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften zu erläutern, wird der Präsident der Kultusministerkonferenz, Dr. Bernd Althusmann, diese schon in die kommende Plenarsitzung der Minister im Dezember einladen.

Der Kultusministerkonferenz ist daran gelegen, den Dialog mit den Vertretern der dualen Berufsbildung fortzuführen und für den Bildungsstandort Deutschland im Rahmen des Europäischen Qualifikationsrahmens den hohen Ansprüchen der Ausbildung in unseren Schulen und Unternehmen gerecht zu werden. Der Präsident erklärte: ‚Uns geht es um angemessene Zuordnungen im Qualifikationsrahmen, die die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung umsetzen, die aber zugleich die Besonderheiten des deutschen Bildungssystems berücksichtigen. Dazu gehören selbstverständlich die beruflichen Bildungsabschlüsse, die wir ebenso angemessen bewertet sehen wollen‘.“

Um die Transparenz von Lernleistungen und erworbenen Qualifikationen in der EU zu erhöhen, grenzüberschreitende Mobilität und lebenslanges Lernen zu fördern, wurde auf Empfehlung des Europäischen Parlaments 2008 der „Europäische Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen“ – EQR (European Qualifications Framework for Lifelong Learning – EQF) vorgelegt, der die Qualifikationen der allgemeinen, beruflichen und hochschulischen Bildung in einem einheitlichen System von acht Niveaustufen abbildet.

Daraufhin haben sich die Kultusministerkonferenz und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) darauf verständigt, gemeinsam einen „Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen“ (DQR) zu entwickeln. Im Frühjahr 2011 hat der mit der Erarbeitung beauftragte Arbeitskreis „Deutscher Qualifikationsrahmen“, in dem neben Bund und Ländern weitere relevante Akteure aus der Allgemeinbildung, der Hochschulbildung und der beruflichen Aus- und Weiterbildung, der Sozialpartner und anderer Experten aus Wissenschaft und Praxis beteiligt sind, einen ersten DQR-Vorschlag vorgelegt."


Klaus Heimann auf WAP - Homepage der IG Metall

Schlagworte zu diesem Beitrag: Ausbildung, Deutscher Qualifikationsrahmen
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 23.10.2011