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Beteiligung an Weiterbildung ist in Deutschland deutlich gestiegen.

Bessere Konjunkturlage verursacht den Anstieg der Weiterbildungsbeteiligung

Nach Ansicht der Autoren ist die gute Wirtschaftslage im Untersuchungszeitraum für den deutlichen Anstieg der Weiterbildungsbeteiligung verantwortlich. „Anders als im AES 2010, dessen Beobachtungszeitraum in die rezessive Phase der Wirtschaftskrise in Deutschland fiel, umfasst der Beobachtungszeitraum des AES 2012 eine Phase des Aufschwungs in Deutschland. Im Jahr 2012 liegt mit 49 % die bisher höchste Teilnahmequote an Weiterbildung vor.“ Über 80 Prozent der Befragten geben an, dass die Teilnahme an der Weiterbildung beruflich bedingt ist.

Die betriebliche Weiterbildung hat einen Anteil von 69 Prozent an der gesamten Weiterbildung in Deutschland. Hier gab es auch den größten Zuwachs. Jeder dritte Beschäftigte nahm im Untersuchungszeitraum an einer Weiterbildung teil. 2010 waren es dagegen nur 26 Prozent. Die anderen Bereiche der Weiterbildung (individuelle berufliche und nicht-berufliche Weiterbildung) weisen kaum Änderungen bei der Beteiligung auf.

In der Rezession 2010 haben die Unternehmen die Weiterbildungsaktivitäten deutlich reduziert. Um im folgenden Aufschwung 2011 die ausgefallenen Weiterbildungsmaßnahmen nachzuholen. Die Weiterbildungsbeteiligung liegt seit Mitte der 1990ger Jahre über 40 Prozent. Wenn die These der Autoren stimmt, dann ist damit ein langer Trend bei der Zunahme der Weiterbildungsbeteiligung beendet worden. Was wir danach in den sich ändernden Teilnahmequoten beobachten, deutet nicht auf eine Änderung der individuellen Bereitschaft zur Teilnahme an einer Weiterbildung hin. Es scheint vielmehr Ergebnis der wirtschaftlichen Lage und damit der Bereitschaft der Unternehmen, in Weiterbildung zu investieren, zu sein.

Ausschluss von Weiterbildung

Die große Bedeutung der betrieblichen Weiterbildung hat auch ihre Schattenseiten. Wer nicht davon profitieren kann, vom Betrieb eine Weiterbildung finanziert zu bekommen, hat geringere Chancen, überhaupt an einer Weiterbildung teilzunehmen. „Die Beteiligung an Weiterbildung ist vor allem von beruflichen Zugangsmöglichkeiten und innerhalb der Beschäftigung von unterschiedlichen Positionen und berufsbezogenen Bedingungen geprägt. Von der Beteiligung am größten Segment der Weiterbildung, nämlich der betrieblichen Weiterbildung, ist entsprechend ein großer Teil der Bevölkerung ausgeschlossen“, so die Autoren in ihrer Studie.

„Für die Beteiligung an Weiterbildung ist der Erwerbsstatus von zentraler Bedeutung. Erwerbstätige beteiligen sich auch im Jahr 2012 am häufigsten an Weiterbildung (56 %), darauf folgen Personen in schulischer oder beruflicher Ausbildung (51 %). Die Teilnahmequoten von Arbeitslosen (29 %) und sonstigen nichterwerbstätigen Personen (24 %) liegen etwa um die Hälfte niedriger. Diese Rangfolge hatte sich bereits in den Jahren 2010 und 2007 gezeigt.“ Während sich die Teilnahmequote der Erwerbstätigen gegenüber der letzten Erhebung um 7 Prozentpunkte erhöhte, waren es bei den Erwerbslosen gerade einmal 1 Prozent.

Neben dem Erwerbsstatus führt auch der Bildungsabschluss zu erheblichen Unterschieden in der Weiterbildungsbeteiligung. „Im Bereich der betrieblichen Weiterbildung nehmen im Jahr 2012 Meister bzw. Personen mit einem vergleichbaren Fachschulabschluss mit 53 % am häufigsten teil, dicht gefolgt von Personen mit akademischem Abschluss (51 %). Darauf folgen mit Abstand Personen mit einem Ausbildungsabschluss (33 %) und – wiederum mit Abstand – Personen ohne beruflichen Abschluss (18 %). Die beiden Gruppen mit höherem beruflichem Bildungsniveau hatten bereits im Jahr 2007 am häufigsten an betrieblicher Weiterbildung teilgenommen und haben seither ihren Vorsprung noch ausgebaut.“

Ganz ähnliche Ergebnisse ergeben sich, wenn die Ergebnisse nach der beruflichen Stellung im Unternehmen betrachtet werden. „Im Jahr 2012 beteiligen sich 77 % der abhängig Beschäftigten (ohne Beamte) auf Führungsebene an Weiterbildung. Unter den Un- und Angelernten liegt die Quote mit 37 % nur etwa halb so hoch. Die Beteiligung der Fachkräfte liegt mit 62 % dazwischen.“

Betrachtet man die Weiterbildungsbeteiligung nach der Betriebsgröße oder dem Einkommen, wiederholen sich die Ergebnisse. Hatte das Unternehmen bis zu 10 Beschäftigte, kamen 34 Prozent in den Genuss einer betrieblichen Weiterbildung. Unternehmen mit über 1.000 Beschäftigten erreichen eine Weiterbildungsquote von 62 Prozent. Bei einem Bruttoeinkommen von bis zu 400 Euro lag die Weiterbildungsbeteiligung bei 38 Prozent. Personen mit über 4.000 Euro Bruttoeinkommen nahmen zu 78 Prozent an einer Weiterbildung teil.

In der Weiterbildung gilt weiterhin: Wer hat, dem wird gegeben

Wer in einem Großbetrieb mit einem Bruttoeinkommen von über 4.000 Euro als Führungskraft beschäftigt ist und über einen Akademischen Schulabschluss oder Fachschulabschluss verfügt, der scheint relativ häufig in den Genuss einer Weiterbildung zu kommen. Sieht man einmal von den konjunkturellen Schwankungen und der damit einhergehenden Bereitschaft der Unternehmen, mehr Geld für Weiterbildung auszugeben, ab.

Wer hingegen in einem 400-Euro-Job als ungelernte Kraft ohne Berufsabschluss in einer Filiale mit weniger als 10 Beschäftigten sein Brot verdient, der hat Pech. Bei ihm kommt die Weiterbildung nie oder nur sehr selten an.

An dieser Verteilung der Weiterbildungschancen haben alle bisher unternommenen politischen Initiativen zu mehr Weiterbildung nichts geändert. Doch nur wenn hier etwas geschieht, wird sich die Weiterbildungsbeteiligung auf Dauer erhöhen lassen. Das macht der Bericht deutlich. Die seit 2009 ausgegebenen 164.000 Gutscheine bei der Bildungsprämie mögen gut gemeint sein. Eine wirkliche Trendwende zu mehr Weiterbildung haben sie nicht bewirkt.

Peter Schulz-Oberschelp
Netzwerk-Weiterbildung


Sie können die vollständige Studie zum Weiterbildungsverhalten hier als pdf-Datei herunterladen.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Weiterbildung, Berufliche Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 27.03.2013