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Akademiker bevorzugt

Weiterbildung ist ein Schlüsselthema, wenn es um den prognostizierten Fachkräftemangel oder auch um die Innovationskraft der Unternehmen geht. In Deutschland hat die Weiterbildungsquote in den vergangenen Jahren zugenommen. Doch nach wie vor gibt es Nachholbedarf – gerade auch bei der betrieblichen Weiterbildung.

Wer mit guter Vorbildung in einem größeren Unternehmen die Karriereleiter schon ein Stück nach oben gekommen ist, der erhält auch bei der Weiterbildung die größte Unterstützung von Arbeitgeberseite. Der Trendbericht des Bundesbildungsministeriums auf der Grundlage des europäischen „Adult Education Survey“ (AES) erhebt seit 2007 die Weiterbildungszahlen. Er zeigt für das vergangene Jahr, dass Weiterbildung insgesamt, aber auch gerade die betriebliche Weiterbildung von den Unternehmen ernst genommen wird. Während 2010 der Anteil der betrieblichen Weiterbildung bei 59 Prozent lag, stieg er bis zum Jahr 2012 um fünf Prozentpunkte auf 64 Prozent.

Auch bei der Kostenübernahme zeigen sich die Unternehmen großzügiger. Vor drei Jahren lag der Anteil bei 21 Prozent, in 2012 stieg er auf 25 Prozent – einschließlich nicht-betrieblicher Weiterbildung. Für die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock ist dies ein positives Signal: Es zeige, dass „immer mehr Betriebe Weiterbildung als Investition für das Unternehmen und seine Beschäftigten sehen“.

Die positive Entwicklung hat allerdings auch ihre Schattenseiten. „Von einer Chancengleichheit kann nicht gesprochen werden“, betont Ingrid Sehrbrock. Beim Blick auf den Erwerbsstatus zeige sich, dass sich zwar die Teilnahmequote der Erwerbstätigen um sieben Prozentpunkte erhöht habe, bei den Erwerbslosen lag das Plus aber gerade mal bei einem Prozent.

Auch im Segment betriebliche Weiterbildung ist das Gefälle groß. Über 50 Prozent der Bildungsangebote nahmen Beschäftigte mit einem Fachschulabschluss oder einer akademischen Ausbildung wahr, 33 Prozent hatten eine abgeschlossene Berufsausbildung. Aber nur 18 Prozent der MitarbeiterInnen ohne Schulabschluss erhielten die Chance zur betrieblichen Weiterbildung. Der Trend wird beim Blick auf die berufliche Stellung bestätigt. Führungskräfte stellen mit 70 Prozent den höchsten Anteil, gefolgt von den Fachkräften mit 54 Prozent. Un- und Angelernte liegen hingegen nur bei 30 Prozent.

Weitere Merkmale sind das Einkommen und die Betriebsgröße. 71 Prozent der gut Geschulten verdienen mindestens 3000 Euro. Bei einem Lohn von 400 Euro sinkt die Zahl auf 25 Prozent. Zudem schicken größere Unternehmen ihre Beschäftigten häufiger zur Weiterbildung als kleinere Unternehmen. Entscheidend für eine solche betriebliche Förderung ist auch der Arbeitsvertrag. 51 Prozent sind unbefristet beschäftigt, 46 Prozent befristet. Wer Vollzeit arbeitet hat ebenfalls ein besser gefülltes Weiterbildungskonto (48 Prozent). Bei Teilzeit sinkt die Quote auf 36 Prozent.

Weniger signifikant sind die Altersunterschiede. Hier unterscheidet die AES allerdings nicht zwischen beruflicher und allgemeiner Weiterbildung. Zwar sinkt die Beteiligung an Weiterbildung mit zunehmendem Alter, doch bei den 60- bis 64-jährigen Erwerbstätigen gibt es eine erhebliche Steigerung gegenüber den Vorjahren. 2007 lag der Anteil derjenigen, die sich weiterbilden, bei 18 Prozent, im vergangenen Jahr waren es 32 Prozent. In der Studie heißt es dazu, dass nicht klar sei, ob der Anstieg „ein Effekt der politischen Bemühungen“ sei oder lediglich ein Kohorteneffekt.

Eine aktuelle Analyse des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) kommt zu dem Ergebnis, dass ein entscheidender Faktor für die Lernbereitschaft der MitarbeiterInnen die „Weiterbildungskultur“ eines Unternehmens ist. Entscheidend sei, dass Weiterbildung zur strategischen Personalplanung gehöre. Nach den IW-Zahlen ist dies aber nur in 33 Prozent der Unternehmen der Fall.


Quelle: einblick 7/2013


Schlagworte zu diesem Beitrag: Weiterbildung, Betriebliche Weiterbildung, Lebenslanges Lernen
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 03.05.2013