Selbstständige in der Weiterbildung

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Weiterbildungsträger in Hessen erwarten weitere Rückgänge im Bereich der durch die BA und Jobcenter finanzierten Weiterbildung

Kürzungen im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik drücken die Stimmung

Noch 2008 erwarteten die Weiterbildungsträger eine steigende Nachfrage nach Bildungsangeboten. Dementsprechend positiv war die Stimmung. 53,4 Prozent schauten optimistisch in die Zukunft. Jetzt hat sich das Bild verändert. Gerade noch 26,7 Prozent der Unternehmen gehen von einer steigenden Nachfrage aus. Fast genauso viele Bildungsträger (23, 8 Prozent) erwarten in 2012 eine rückläufige Nachfrage und damit geringere Umsätze.

Privatkunden und Betriebe sind nicht die Verursacher dieser schlechten Stimmung. Jeweils ein Drittel der Unternehmen geht hier von steigenden oder sinkenden Ausgaben für die Weiterbildung aus. Ganz anders jedoch sieht es im Bereich der öffentlichen Hand aus.

Bei der vorherigen Befragung gingen noch 22,7 Prozent der Bildungsträger von steigenden Ausgaben der öffentlichen Hand für Bildung und Qualifizierung aus. Sie nahmen an, dass den politischen Verlautbarungen über die Bedeutung der Qualifizierung von Erwerbslosen in Zeiten des Fachkräftemangels auch Taten folgen würden. Diese Illusion in die Politik ist nun vorbei. Jetzt erwarten 57,2 Prozent einen Rückgang der Förderung im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Der Hinweis auf sinkende Arbeitslosenzahlen und in der Folge sinkende Ausgaben im Bereich der Arbeitsmarktpolitik wird, politisch korrekt, erwähnt. Doch die Autoren der Studie trauen dieser offiziösen Begründung für den Rückgang in der Förderung nicht wirklich. „Die Arbeitsmarktpolitik reagiert – angesichts klammer öffentlicher Kassen – schnell auf die sich verändernde wirtschaftliche Situation.“ Übersetzt in den normalen Sprachgebrauch gehen sie zukünftig von einer Förderung nach jeweiliger Kassenlage des Bundes aus. So unterstreiche die aktuelle Befragung „den Trend des Bedeutungsverlustes der von Arbeitsagenturen geförderten Weiterbildungsmaßnahmen.“


Bildungsträger reagieren mit Personalabbau und vermehrtem Einsatz von HonorardozentInnen

Ohne HonorardozentInnen wäre der Weiterbildungsmarkt überhaupt nicht zu bewältigen. Auch das zeigen die Ergebnisse der Befragung. Bei den gut 110 ausgewerteten Antwortbögen sind 6.712 Honorarkräfte tätig. Bei den Trägern selber sind hingegen nur 2.217 Beschäftigte sozialversicherungspflichtig angestellt. Von denen wiederum sind jedoch nur 1.271 Beschäftigte als pädagogische Kraft eingestellt, die anderen arbeiten im dispositiven Bereich. Im Durchschnitt sind bei jedem Bildungsträger 21 Festangestellte und 66 HonorardozentInnen beschäftigt. Im Bereich der Ausbildung sieht es anders aus. Da stehen den 11,5 festangestellten Beschäftigten im pädagogischen Bereich eben jene 66 HonorardozentInnen gegenüber (mehr als das 5-fache).

Der Rückgang der Förderung der aktiven Arbeitsmarktpolitik hat deutliche Spuren im Bereich der Festangestellten hinterlassen. Die durchschnittliche Zahl der festangestellten Beschäftigten ging von 29 (2010) auf 21 (2012) zurück, ein Rückgang von knapp 28 Prozent. Im selben Zeitraum stieg die Zahl der Honorardozentinnen je Bildungsträger von 53 auf 66, ein Anstieg von knapp 20 Prozent. Honorarverträge verdrängen zunehmend sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse. Im Bericht liest sich dann so: „Durch den flexiblen Einsatz von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern können Bildungseinrichtungen zudem schnell und effektiv auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren.“ Die Bildungsträger reagieren „schnell und effektiv“ auf „wirtschaftliche Veränderungen“. Über die Lage der davon betroffenen Kolleginnen und Kollegen enthält der Bericht leider keine Informationen.



Den gesamten Bericht finden Sie auf der Homepage von Weiterbildung Hessen e. V.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Öffentliche Beschäftigungspolitik, Freiberufler/Selbstständige
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 10.06.2013