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Fördermaßnahmen der Arbeitsmarktpolitik helfen gegen Arbeitslosigkeit

Fördermaßnahmen wie Weiterbildung oder Eingliederungszuschüsse sind ein sinnvolles Mittel gegen Arbeitslosigkeit. Das gilt auch dann, wenn man die Nebenwirkungen berücksichtigt.

Auch wenn sich die Beschäftigung hierzulande insgesamt günstig entwickelt, haben es viele Arbeitslose nach wie vor schwer, einen Job zu finden. Fördermaßnahmen der Arbeitsagenturen sollen ihnen dabei helfen. Kritiker halten solche Programme für sinnlos. Für sie ist aktive Arbeitsmarktpolitik ein Nullsummenspiel: Wenn ein Betrieb einen Geförderten einstelle, gehe dafür ein anderer Arbeitsloser leer aus. Die Arbeitsmarktsituation insgesamt, so die Skeptiker, bleibe unverändert. Ob diese These stichhaltig ist, haben Rüdiger Wapler, Daniel Werner und Katja Wolf empirisch untersucht. Die Ökonomen vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) können zeigen, dass die Förderung von Arbeitslosen sich unter dem Strich positiv auswirkt. Der Nutzen für die Maßnahmeteilnehmer sei größer als etwaige Nachteile für Nichtteilnehmer.

Wie aktive Arbeitsmarktpolitik sich gesamtwirtschaftlich auszahlen kann, lasse sich theoretisch als Verbesserung des „Matching-Prozesses“ auf dem Arbeitsmarkt beschreiben, so die IAB-Forscher. Fördermaßnahmen tragen demnach zum einen dazu bei, die Qualifikation von Arbeitslosen an den Bedarf der Unternehmen anzupassen. Zum anderen erhöhe sich die Suchaktivität der Geförderten. Zudem könne die Teilnahme an Maßnahmen auch als Ersatz für Berufserfahrung dienen. Im Ergebnis fänden Jobsucher und freie Stellen eher zueinander.

Empirisch haben die Wirtschaftswissenschaftler diese Annahmen mithilfe eines IAB-Datensatzes untersucht, der Informationen zu sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und Arbeitslosen in sämtlichen 176 Arbeitsagenturbezirken für den Zeitraum vom zweiten Quartal 2006 bis Ende 2010 enthält. Betrachtet wurde die Wirksamkeit von drei verschiedenen arbeitsmarktpolitischen Instrumenten bei Arbeitssuchenden im Rechtskreis des Sozialgesetzbuches III: Förderung der beruflichen Weiterbildung, Trainingsmaßnahmen – also beispielsweise Bewerbungs- oder Computerkurse – und Eingliederungszuschüsse. Die Autoren haben geprüft, ob es auf regionaler Ebene einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz dieser Instrumente und den Übergängen von Arbeitslosen in nicht subventionierte Beschäftigung gibt. Ihre Berechnungen beziehen sich auf die Gesamtzahl der Übergänge von Maßnahmeteilnehmern und Nichtteilnehmern. Das heißt: Die Ergebnisse spiegeln auch indirekte Effekte auf nicht geförderte Jobsucher wider.

Zwischen den Arbeitsagenturbezirken gibt es laut der Auswertung deutliche Differenzen in der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Im Schnitt erhalten 11,4 Prozent aller Jobsucher berufliche Weiterbildung, Trainingsmaßnahmen oder Eingliederungszuschüsse, in Duisburg sind es nur 6,8 Prozent, in Riesa 18,8 Prozent. Die Forscher haben zunächst berechnet, wie sich der Anteil sämtlicher Maßnahmeteilnehmer auf die Abgänge in Beschäftigung auswirkt und dabei Merkmale der Arbeitslosen und der regionalen Wirtschaftsstruktur wie den Frauenanteil, die Bedeutung des Dienstleistungssektors oder die Hartz-IV-Quote sowie saisonale Einflüsse herausgerechnet. Das Ergebnis: Es scheint auf den ersten Blick keinen messbaren Zusammenhang zu geben.

Das ändert sich allerdings, wenn die Analyse für laufende und abgeschlossene Maßnahmen getrennt durchgeführt wird. Der Anteil der aktuell Geförderten wirkt sich dann negativ aus. Das ist aus Sicht der IAB-Ökonomen nicht überraschend, sie erklären es damit, dass die Suchintensität während der Teilnahme an einer Maßnahme zunächst sinkt und die positiven Effekte erst im Anschluss wirksam werden. Daher wäre es nach ihrer Einschätzung irreführend, von diesem Befund auf die Wirksamkeit aktiver Arbeitsmarktpolitik zu schließen. Tatsächlich ergibt sich ein völlig anderes Bild, wenn es um die Gruppe der ehemaligen Teilnehmer geht: Je höher der Anteil derjenigen ist, die eine Maßnahme in der ersten Hälfte des jeweiligen Quartals abgeschlossen haben, desto mehr Arbeitslose finden insgesamt einen Job.


Quelle: Böckler impuls 3/2015


Schlagworte zu diesem Beitrag: Öffentliche Beschäftigungspolitik
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 25.03.2015