Berufliche Weiterbildung

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Arbeit im Wandel braucht mehr Arbeitsmarktpolitik

DGB fordert mehr Möglichkeiten zur Weiterbildung im wirtschaftlichen Wandel

Die Weltwirtschaft ist spürbar in Bewegung geraten. Vor allem im produzierenden Gewerbe und in den exportorientierten Unternehmen zeichnen sich deutliche Umbrüche ab. Gleichzeitig gibt es Fachkräfteengpässe in großen Bereichen, so z.B. im Gesundheits- und Erziehungswesen, in Baubetrieben, im Handwerk. Hinzu kommt, unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft stehen vor großen Veränderungen. Ein »immer schneller, immer größer, immer weiter, immer mehr« kann dauerhaft nicht funktionieren.

Es droht voraussichtlich keine Massenarbeitslosigkeit, wie wir sie in der Vergangenheit hatten. Aber es bleibt auch nicht alles so wie es ist. Die Arbeitsplätze verändern sich im rasanten Tempo, Arbeitsplätze werden durch technische Lösungen ersetzt. Durch die Digitalisierung übernehmen Maschinen Aufgaben, die bisher Menschen erledigt haben. Digitale Hilfen werden zudem immer preiswerter, dadurch auch immer mehr genutzt. Von diesem Wandel bleibt niemand unberührt.

Diese Veränderungen beunruhigen die Beschäftigten. Dem Einzelnen ist oft nicht klar, was auf ihn zukommt. Kann mein Unternehmen sich schnell genug auf die Neuerungen einstellen, gibt es neue Produkte, wenn die bisherigen nicht mehr benötigt werden, wird sich mein Arbeitsplatz verändern oder muss ich gar in ein anderes Unternehmen wechseln, vielleicht sogar mit Einkommensverlusten und Entwertung meiner bisherigen Leistungen rechnen? Diese Fragen sind berechtigt und fordern Antworten. Die damit verbundenen Ängste müssen wir ernst nehmen, aber – und das ist wichtig – wir müssen auch Lösungen und Hilfen anbieten.

Der Wandel darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausgetragen werden. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen ist ein arbeitsmarktpolitischer Instrumentenkasten notwendig, der an den Leitlinien »Prävention vor Arbeitslosigkeit«, »Gute Arbeit« und »Soziale Sicherheit« ausgerichtet ist und den unterschiedlichen Facetten der Transformation Rechnung trägt.

Die Gewerkschaften stellen sich dieser Herausforderung. Wir bieten Lösungen an, die umsetzbar sind und eine wirkungsvolle Hilfe sein können.

An erster Stelle stehen die Vermeidung von Arbeitslosigkeit und der Erhalt des Arbeitsplatzes im Unternehmen. Gleichzeitig muss das Netz der sozialen Sicherung so gestaltet werden, dass niemand durch die Maschen fällt oder Angst haben muss, in prekäre Arbeit gezwungen zu werden.

Aus dem Wandel müssen sich neue Perspektiven ergeben. Noch immer bedrohen die Folgen der Hartz-Ära Menschen in Umbruchsituationen. Das muss sich ändern.

Für den DGB ist es zentral, allen Menschen die Teilhabe an guter Erwerbsarbeit und zur persönlichen Entwicklung zu eröffnen bzw. zu bewahren. Das Halten und Entwickeln von Fachkräften in Guter Arbeit ist der wichtigste Beitrag zur Fachkräftesicherung im digitalen Arbeitswandel.

Zunächst benötigen wir Investitionen. Deutschland lebt seit langem von der Substanz. Vor allem fehlt es an Zukunftsinvestitionen. Hierzu gehören auch Defizite in der Bildung, Kinderbetreuung, den Universitäten und in der Forschung und vor allem im Klimaschutz. Dazu hat der DGB Vorschläge unterbreitet. Diese Investitionen stärken die Zukunftsfähigkeit und schaffen neue Arbeitsplätze.

Gleichzeitig benötigen wir Instrumente, um den Menschen, denen Veränderungen bevorstehen, konkret zu helfen. Diese sind hier aufgeführt.
  • Das erste Ziel ist, den Arbeitsplatz im Unternehmen zu erhalten. Dafür benötigen viele Beschäftigte u.a. Weiterbildung.

  • Wenn das nicht zu einer Lösung führt, muss es Hilfen beim Wechsel geben. Auch in dieser Phase ist Weiterbildung wichtig. Das Ziel bleibt ein der Ausbildung entsprechender Arbeitsplatz. Wenn gut bezahlte Industriearbeitsplätze verloren gehen und ein Wechsel z.B. ins Handwerk oder in andere Bereiche möglich ist, soll dies durch eine befristete Lohnsicherung unterstützt werden. Hierdurch wird der Wechsel erleichtert.

  • Gleichzeitig müssen soziale Berufe aufgewertet werden. Vor allem in den Dienstleistungsberufen des Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesens besteht ein enormer Fachkräftemangel.

Es zahlt sich aus, dass die Bundesagentur für Arbeit in den letzten Jahren Rücklagen bilden konnte. Diese müssen jetzt eingesetzt werden, um die Herausforderungen zu bewältigen. Dabei geht es nicht um »Bildung auf Vorrat«. Die Angebote müssen konkret sein und auf die Bedarfe des Arbeitsmarktes und die persönlichen Wünsche zugeschnitten sein. Die Sozialpartner in den Unternehmen können hierfür Lösungen entwickeln.

Gleichzeitig weitet die Bundesagentur ihre Beratungskapazitäten aus. Sowohl einzelne Beschäftigte, aber auch Unternehmen sowie Betriebs- und Personalräte können sich beraten lassen, was am besten in ihrer Situation geeignet ist.

Die Vorschläge des DGB zur Arbeitsmarktpolitik sind in einem längeren Diskussionsprozess entstanden und ergänzen die Vorschläge zur Stärkung der Konjunktur. Mit der richtigen Weiterentwicklung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente und der Stärkung der sozialen Sicherung ist es möglich, schnell stabilisierend auf konjunkturelle Einbrüche zu reagieren und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Sicherheit zu geben – hinsichtlich ihrer Beschäftigung und ihrer Beschäftigungsfähigkeit.

Zum Teil sind diese Vorschläge im »Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der beruflichen Weiterbildung im Strukturwandel und zur Weiterentwicklung der Ausbildungsförderung« (»Arbeit-von-morgen-Gesetz«) aufgegriffen worden. Das ist erfreulich, weil damit ein schon länger dauernder Diskussionsprozess mit der Politik und den Ministerien Erfolge zeigt. Aber die Weiterbildung muss in eine Stärkung des Sozialstaates eingebunden werden. So wird Sicherheit geschaffen, die die Menschen wahrnehmen und der sie vertrauen.


Quelle: Arbeit im Wandel braucht mehr Arbeitsmarktpolitik, DGB Bundesvorstand März 2020

Sie können die vollständige Broschüre hier als pdf-Datei herunterladen.

Verweise zu diesem Artikel:
Schlagworte zu diesem Beitrag: Digitalisierung, Berufliche Weiterbildung, Ältere Beschäftigte
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 08.04.2020