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Quirl beantragt Insolvenz

Arbeitsmarktpolitik vernichtet gute Bildungsträger

Vorstand und Geschäftsführung haben schweren Herzens entscheiden müssen, für die Frauenbetriebe Quirl e.V. am 4. November 2013 einen Insolvenzantrag zu stellen.

Damit zieht der größte Frauenträger und eines der ältesten und renommiertesten Beschäftigungs- und Qualifizierungsunternehmen Bremens die nicht mehr vermeidbaren Konsequenzen aus den systemischen Verwerfungen arbeitsmarktpolitischer Förderinstrumente.


Das System der Arbeitsförderung ist krank - Quirl zieht Konsequenz

Die Instrumente der Beschäftigungsförderung für Langzeiterwerbslose wurden in den letzten Jahren kontinuierlich eingeschmolzen. Die verbliebenen „Arbeitsgelegenheiten“ ignorieren spätestens seit der „Instrumentenreform“ 2012 die Lebensrealität und die Würde unserer Teilnehmerinnen und führen unsere fachliche Arbeit ad absurdum. Obendrein werden die durch harte Arbeit und zum Stolz aller Beteiligten erwirtschafteten Verkaufserlöse aus den Projekten nach dem geltenden Zuwendungsrecht von der Förderung wieder abgezogen. Damit wird nicht nur ein zentrales Element des Sinns von Beschäftigungsförderung, nämlich Teilhabe an produktiver Arbeit, ausgehöhlt; außerdem kann auf diese Weise eine solide tragfähige Finanzierung unserer Arbeit nicht gelingen. Das, was Quirl inhaltlich ausmacht– die Arbeit mit am Arbeitsmarkt besonders benachteiligten Frauen, hohe fachliche Qualität in der Betreuung der Teilnehmerinnen bei Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften, Zahlung von Tariflöhnen an die Beschäftigten und Beachtung der Rechte von Arbeitnehmerinnen –, scheitert betriebswirtschaftlich angesichts der im Ergebnis dauerhaften Unterfinanzierung.


Wir sind traurig, wir sind stolz und wir arbeiten weiter

Selbstbewusste gesellschaftliche Teilhabe von langzeiterwerbslosen Frauen und ihren Kindern ermöglichen – das war und ist das Ziel des Vereins. Dafür verbinden wir in unseren Betrieben und drei Kindertagesstätten sinnvolle geförderte Arbeitsprojekte mit Lernangeboten, individueller sozialer Beratung und Unterstützung – 11 Mal Quirl in 9 Stadtteilen Bremens, kreativ, unternehmerisch, quirlig! Darauf sind wir stolz. Das hat uns bewegt, durch Krisen hindurch, und uns Kraft verliehen für neue Ideen, mutige Innovation und hohe Leistungen.

Davon und von all dem, was wir gemeinsam geschafft haben, Abschied nehmen zu müssen tut uns weh. Der Schmerz ist groß. Wir teilen die Tränen miteinander und unterstützen uns gegenseitig in dieser schwierigen Zeit.

Und so machen wir es auch bei der Arbeit: Der Betrieb geht unter der Aufsicht eines Insolvenzverwalters weiter – in den Kinderhäusern wie in den Küchen, Mensen und Gasträumen!


„Quirl reloaded“? Vielleicht!

Eine Insolvenz kann auch Raum für einen Neuanfang schaffen. Das wollen wir in den nächsten drei Monaten prüfen – und wer weiß, in welcher Gestalt Quirl dann neu durchstarten wird!

Prof. Dr. Adelheid Biesecker, Anne Knauf, Dr. Barbara Loer (Vorstand)
Katja Barloschky (Geschäftsführung)


Erklärung von Vorstand und Geschäftsführung vom 3. November 2013


Weitere Informationen zur Arbeit von Quirl finden Sie auf deren Homepage.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Ausbildung, Öffentliche Beschäftigungspolitik, Erwerbslose
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 11.11.2013